Nach erneuten Ausschreitungen Nach erneuten Ausschreitungen: Sachsen als WM-Standort bedroht
Leipzig/dpa. - Fußball-Stadien in Sachsen sind nach den schweren Ausschreitungen bei der Oberliga-Partie 1. FC Dynamo Dresden - VfB Leipzig (0:1) vom Ausschluss als Austragungsorte von Spielen der Weltmeisterschaft 2006 bedroht. «Dieser Vorfall hat nicht nur dem Ansehen des örtlichen Fußballs, sondern dem des gesamten Freistaates Sachsen geschadet. Die Fans sollten auch daran denken, dass, wenn sich solche Fälle wiederholen, mögliche Spielorte der Fußball-WM 2006 in Sachsen zur Disposition stehen», zitiert die «Bild am Sonntag» Sachsens Polizeiinspekteur Helmut Spang. Als erste Konsequenz hatte der Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) das Harbig-Stadion per Einstweiliger Verfügung bis auf weiteres gesperrt.
Die Partie der beiden ehemaligen Bundesligisten am 6. April im Rudolf-Harbig-Stadion stand in der 60. Minute kurz vor dem Abbruch. Nach dem Leipziger Treffer hatten sich rivalisierende Randalierer aus beiden Vereinen gegenseitig mit Leuchtraketen beschossen, den Platz gestürmt und die Tribünen verwüstet. Erst nach dem Einsatz von rund 300 Polizisten konnte die unterbrochene Begegnung fortgesetzt werden. Bis in die Nachtstunden lieferten sich Chaoten und Polizei eine Schlacht. Ein Beamter wurde verletzt, sechs Hooligans wurden festgenommen. Nach ähnlichen Vorfällen beim Spiel VfB Leipzig - Dynamo Dresden war die Partie am 18. September 1999 in der 85. Minute beim Stand von 0:0 abgebrochen worden.
Nach einem auf Veröffentlichungen des Innenministeriums gestützten Bericht der Tageszeitung «Dresdner Neuesten Nachrichten» werden von insgesamt 267 sächsischen C-Fans in der bundesweiten Datei «Gewalttäter Sport» je 80 Personen beiden Vereinen zugeordnet.
Randale im Zusammenhang mit Fußballspielen des 1. FC Dynamo Dresden ziehen sich inzwischen wie ein roter Faden durch die Nachwende-Geschichte des Vereins. Erster trauriger Höhepunkt, der europaweit für Aufsehen sorgte, waren die Ausschreitungen im Viertelfinal-Rückspiel im Europapokal der Landesmeister am 20. März 1991. Die Partie gegen Roter Stern Belgrad wurde in der 78. Minuten beim Stand von 1:2 abgebrochen. Gegen die Hooligans setzten die rund 1200 Polizisten im Harbig-Stadion unter anderem Wasserwerfer ein. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) verhängte eine Europapokal-Sperre für zwei Spielzeiten.
Zwei Jahre darauf zerstören Randalierer aus Dresden beim Bundesliga-Spiel Leipzig - Dynamo den Fanblock und richten einen Schaden von 215 000 Mark an. Es gab 91 Festnahmen. Gar einmal 103 und einmal 127 Festnahmen erfolgten in Dresden am Rande der Oberliga- Spiele gegen den 1. FC Magdeburg beziehungsweise gegen den VfB Leipzig im vergangenen Jahr.