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«MZ-Serie»: WM 1954: Karl Mai «MZ-Serie»: WM 1954: Karl Mai: Der «Wachhund» bekommt immer noch Post

Von Hartmut Scherzer 17.06.2004, 19:25

Fürth/MZ. - Wohl um die phonetische Verwechslung mit dem Schriftsteller Karl May auszuschließen, wurde der Fußballspieler nur Charly Mai genannt. Fürth tut viel für das Andenken an den 21-maligen Nationalspieler, der 17 Jahre lang das Trikot mit dem Kleeblatt der Spielvereinigung trug - nicht nur mit der Zustellung der Post an einen Verstorbenen ohne genaue Anschrift (Das Einfamilienhaus steht einhundert Meter vom Playmobil-Stadion alias Ronhof entfernt). Am 22. Juni wird im Fürther Rundfunkmuseum die Karl-Mai-Ausstellung "1954 - Zwei Fürther in Bern" eröffnet und soll bis zum 1. August Besuchern offen stehen. Der zweite Fürther ist der noch lebende Herbert Erhardt, der in der Schweiz allerdings zu keinem Spiel gekommen war.

Else Mai hat momentan viel zu tun, die Erinnerungsstücke unter die Museen zu bringen. Neben der Berner Spielkluft fürs Nürnberger Museum Industriekultur hat sie den Schweizer Ausgehanzug ihres Mannes dem Historischen Museum in Speyer für die Ausstellung "Am Ball der Zeit" zur Verfügung gestellt. "Für unsere Ausstellung haben wir noch Exponate", erzählt Frau Mai. Eine Uhr von Sepp Herberger, die Medaille von Jules Rimet, Fotos, Schriftstücke. Sie wählt gern die Wir-Form, "weil ich meinen Mann noch immer in alles einbeziehe." Damit noch nicht genug der Würdigungen. Am 2. Juli wird die Bezirkssportanlage in den Regnitz-Auen in Charly-Mai-Sportanlage umbenannt.

Schon zu dessen Lebzeiten hatte die Stadt den berühmten Sohn nicht vergessen. Als Charly Mai seine Wanderjahre als Profi und Trainer bei Bayern München, Young Fellows Zürich und FC Dornbirn sowie beim ESV Ingolstadt beendete, das Schreib- und Tabakwaren-Geschäft mit Toto-Lotto-Annahme in der Münchner Baaderstraße abgeschlossen hatte und nach Fürth heimkehrte, erhielt der gelernte Konditor eine Anstellung als Sportlehrer.

Erst mit 25 Jahren war der Renner und Rackerer Nationalspieler und im achten Länderspiel Weltmeister geworden. Charly Mai galt als Stiller im Lande und Unauffälliger in der Nationalmannschaft. "Er war ein geradliniger Mann, der immer offen und ehrlich seine Meinung gesagt hat", schildert Else Mai den Charakter ihres Mannes, der am 15. März 1993 im Alter von nur 64 Jahren an Leukämie gestorben war.

Über sich, sein Spiel und das Finale hatte Karl Mai einmal gesagt: "Mein größtes Plus war wohl meine Schnelligkeit. Außerdem kannte ich überhaupt keine Nervenbelastung." Vor dem Endspiel habe ihn Herberger zur Seite genommen und auf die Sprungkraft und Technik Kocsis' eingestellt. "Herberger sagte zu mir: ,Was der Kocsis macht und wo er hingeht, das ist ganz wurscht. Dranbleiben müssen Sie an dem bis zum Schlusspfiff wie ein Wachhund." Auftrag erfolgreich ausgeführt. "Das war Ihr Spiel, Ihr bestes Spiel, weil Sie sich an die Order gehalten haben", lobte der "Chef".