1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. «MZ-Serie»: WM 1954: Jupp Posipal: «MZ-Serie»: WM 1954: Jupp Posipal: Gemachter Mann mit Möbeln

«MZ-Serie»: WM 1954: Jupp Posipal «MZ-Serie»: WM 1954: Jupp Posipal: Gemachter Mann mit Möbeln

Von Hartmut Scherzer 09.06.2004, 18:06

Hamburg/MZ. - Das Leitbild hängt in Überlebensgröße, in der Kluft des HSV, im Tribünen-Gebäude des AOL-Stadions - neben Uwe Seeler und Kevin Keegan. "Ein bisschen hat Jupp immer im Schatten von Uwe Seeler gestanden", sagt der Hamburger Journalist Gerd Krall, Intimkenner der HSV-Szene. Wann immer zu runden Jubiläen die Frage nach den Weltmeistern von 1954 gestellt wurde, die Antwort war meist die gleiche: "Posipal geht es am besten". Nach dem Ende seiner Karriere mit 32 Länderspielen hatte sich Posipal als selbstständiger Fachvertreter mehrerer Möbelfirmen eine sichere Existenz aufgebaut und in Lokstedt ein Haus gebaut. Wenn es Probleme gab, dann allenfalls mit dem Gewicht. "Wenn man fleißig ist, ist man auch erfolgreich", sagt Gisela Posipal über ihren 1997 im Alter von 69 Jahren an Herzversagen verstorbenen Mann. "Abrupt" habe er mit dem Fußball aufgehört und sich ganz der neuen Aufgabe gewidmet. "Mein Mann wollte erst im Fußball zu den Besten gehören und dann auch im Beruf." Jupp Posipals Vermächtnis personifiziert sein Sohn Peer (41). Posipal junior war ein talentierter Fußballprofi, der es Anfang der 80er Jahre auf 20 Bundesligaspiele bei Eintracht Braunschweig gebracht hatte. Das Handicap: Der berühmte Name, an dem er stets gemessen wurde. Im Berufsleben hingegen war es ein Vorteil, der tüchtige Sohn von Jupp Posipal zu sein. Peer Posipal übernahm vom Vater die Generalvertretung in der Möbelbranche für Norddeutschland.

Jupp Posipal, ein ruhiger, zurückhaltender und "herzensguter Mensch, der nie sein wollte, was man heute einen Star nennt" (Gisela Posipal), genoss während seiner Länderspielkarriere die "stille Sympathie" Sepp Herbergers, wie Zeitzeuge Rudi Michel in seinem Buch "Deutschland ist Weltmeister" schreibt. Der "Chef" machte ihn zu Fritz Walters Stellvertreter als Kapitän. Herberger berief den Mittelläufer trotz einer argen Verletzung, hielt an ihm fest, als Werner Liebrich den Hamburger als Stopper verdrängte. Herberger schob Posipal hin und her und schließlich für das Viertelfinalspiel gegen Jugoslawien ganz aus der Mannschaft. Sein HSV-Vereinskamerad Fritz Laband, der rechte Verteidiger, verletzte sich kurz vor Schluss des Spiels. Posipal war - nun als rechter Verteidiger - wieder drin. "In langen Spaziergängen baute mich Sepp Herberger wieder auf", verriet er einmal. Durch das Pech Labands wurde Posipal die Rückkehr in die Mannschaft ermöglicht. Posipal verinnerlichte auf ganz persönliche Weise den Geist von Spiez: "Nicht elf, sondern zweiundzwanzig Freunde spielen um die Weltmeisterschaft."