1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Musik: Musik: Club der lauten Väter

Musik Musik: Club der lauten Väter

Von Oliver Seifert 15.04.2003, 12:12

Halle/iposa. - Weil das mit der männlichen Dominanz aber auch im Metal-Bereich so eine Sache ist, denn hier sind viele Konzertveranstalterinnen aktiv, kommt uns schnell das ursprüngliche Thema “Frau in Männerdomäne” abhanden. Was gar nicht schlimm ist (wenn Emanzipation mal ins Werk gesetzt wird), so reden wir gleich über Viu Drakhs Musik und Missverständnisse bei deren Rezeption. Dass Death Metal schon im Namen trägt, was als Kopf- und Gliederschmerzen hervorrufende Dampftonwalze zurückhaltend beschrieben ist, liefert noch lange nicht den Grund, Vertreter wie Viu Drakh als ingrimmige Absonderlinge wegtreten zu lassen. Noch nervender ist für Sänger Thomas “Fish” Fischer, 35, die Einsicht Außenstehender: Die-tun–doch-nur-so-rabiat-sind-eigentlich-ganz-nett. Um auch dies abzuhaken: Viu Drakh sind – wie nicht anders zu erwarten - gut erzogen, äußerst vernünftig und obendrein gesellschaftsfähig; ein Kritiker erwähnt sie als eine der kinderreichsten Bands Deutschlands (aktueller Kinderstand: sieben). Punktum.

Ihr hochbeschleunigter, gnadenlos durchpreschender und doch differenzierter Death Metal, eine Unterform des populären Heavy Metal (Metallica, Slayer, AC/DC), hilft Frust und Ärger des Alltags abzubauen, vor allem aber bringt er jede Menge Spaß. Auf diesen Spaß-Faktor können sich Fish und Gitarrist Björn Langkopf, 29, der das Gespräch sportlich im Stehen absolviert, zur Begründung ihres Tuns einigen. Immerhin seit fünf Jahren spielen sie als Viu Drakh (“Kämpfender Drache”), davor waren sie als Tin Pan Alley unterwegs. Ansehen haben sie sich mittlerweile in Deutschlands Metal-Zirkus verschafft, Viu Drakh besitzen Fangemeinden im ganzen Land, werden in allen überregionalen Metal-Zeitschriften umfangreich gewürdigt. Auch das aktuelle Album “Death Riff Society” (Moonstorm/EFA) verzeichnet vierstellige Verkäufe, das ist sehr ansehnlich in kriseligen Zeiten der Musikbranche.

Das Erreichte verleitet Viu Drakh allerdings nicht, großkotzig zu werden. Sie preisen die Metal-Kollegen aus Halle und Umland - Manos, Days Of Grace, Bloody Steele sowie Recapture - und urteilen sehr (alters-)milde über NuMetal, den kleinen, rotznasigen und viel herumgezeigten Bruder des Heavy Metal. Selbst ihre Träume, oder soll man Ziele schreiben, sind überschaubar und auf ein reales Maß zurechtgestutzt. Die Miete bezahlen können, vielleicht ein Porsche, sagt Fish, dann aber zuerst einen ordentlichen Band-Bus, sagt Liz (keiner der Herren besitzt übrigens ein Auto, das Fahrrad tue es in der Stadt auch), eine USA- und Japan-Tour, eine gute Platte aufnehmen und dabei gewisse Standards wie Etat, Produzent, Promotion erfüllt wissen. Viu Drakh sind einfach sehr würdige Halle-Botschafter. Warum nur so viele die Musiker als Berliner wähnen?

live: 9.5. Obhausen/Querfurt – Festplatz, 10.5. Weimar – Stoye Hall, 17.5. Neukirchen/Vluyn – Klinger Hof