Muhammad Ali Muhammad Ali: Der «Größte» feiert ohne Empfang und Fernsehgala

Boston/dpa. - Er wolltedenjenigen bestrafen, der ihm sein Fahrrad gestohlen hatte. Es warder entscheidende Moment im Leben des Cassius Clay, der als MuhammadAli zum bekannten und erfolgreichen Boxer wurde.
Am 17. Januar wird Ali 65 Jahre alt. Doch der «Größte», wie ersich selbst nannte und sogar in einem Lied besang, feiert klein undbescheiden. Zusammen mit Ehefrau Lonnie und engen Freunden verbringter seinen Ehrentag zu Hause in Phoenix. Kein Empfang, keine Fernseh-Gala, keine Boxposen vor etlichen Fotografen und Kameras. Dabeiwürden Millionen seiner Fans auf der ganzen Welt gerne mit ihmfeiern. Doch mehr als 25 Jahre Boxsport, mit ungezähltenKopftreffern haben ihre Spuren hinterlassen. Seit 1982 leidetMuhammad Ali an der Parkinson-Krankheit. Seine Bewegungen sindzittrig, seine Stimme ist undeutlich und leise.
Im Boxring hingegen war er immer der Lautsprecher. «Ichhabe die Welt durchgeschüttelt, ich bin der Größte», schrie er1964 nach seinem ersten WM-Titelgewinn gegen Sonny Liston insMikrofon. Diese Show hatte sich der 1,92-Meter-Mann bei einemWrestler abgeschaut, der damit bei Presse und Publikum für Aufsehensorgte. Doch Clays Auftritte verfehlten zunächst ihre Wirkung. DieFachpresse mochte den talentierten, aber selbstherrlichen Neuling derSchwergewichts-Szene nicht. «Heute Abend werden dem vorlauten Maulaus Louisville seine eingebildeten Prahlereien im Hals steckenbleiben. Dieser ärgerliche, selbstsichere Cassius geht mit einemkleinen Handicap in den Kampf. Er kann nicht so gut boxen, wie erredet», meinte Arthur Daley von der New York Times noch vor demTitelkampf gegen Sonny Liston.
Nach sechs Runden jubelte jedoch Cassius Clay, der anschließendseinen «Sklavennamen», wie er ihn selbst nannte ablegte, zum Islamwechselte und seitdem Muhammad Ali heißt. Und dieser Muhammad Alirevolutionierte mit seiner Art zu boxen seinen Sport. Die Arme hingenlässig und provozierend an der Seite, anstatt den Oberkörperabzudecken. Die Beine waren so schnell wie die Fäuste. Seine tänzelndanmutenden Beinkombinationen, der «Ali-Shuffle», ließen alles, was ermachte, leicht erscheinen. «Schwebe wie ein Schmetterling, stich wieeine Biene», war sein Motto im Ring.
Am 10. September 1966 boxte er erstmals in Deutschland. Vor 35 000Zuschauern verteidigte Ali zwar im Frankfurter Waldstadiongegen Europameister Karl Mildenberger seinen WM-Gürtel. Anschließendgestand er jedoch ein, dass dies sein schwerster Kampf seit demTitelgewinn gegen Sonny Liston gewesen sei und er nie wiedergegen Mildenberger antreten werde. Ein Jahr später verlor Ali seinenWM-Titel und die Boxlizenz. Allerdings nicht durch eine Niederlage imRing, sondern wegen der Verurteilung des Vietnamkrieges. «Ich werdemich nicht mit diesen Vietkong auseinander setzen», begründete erseine Wehrdienstverweigerung. Daraufhin wurde ihm die Boxkroneaberkannt.
Erst 1970 durfte Ali wieder boxen. Ein Jahr späterbestritt er den ersten von drei legendären Kämpfen, die ihn undseine Gegner weltberühmt machten. Im «Kampf des Jahrhunderts»brachte ihm Joe Frazier die erste Niederlage bei. «Rumble in theJungle» (Poltern im Dschungel) hieß es dann am 30. Oktober 1974, alssich Herausforderer Ali und Weltmeister George Foreman in Kinshasagegenüberstanden. Favorit Foreman hatte alle 40 vorherigen Kämpfegewonnen, 37 davon vorzeitig. Ali überraschte jedoch wie schon zehnJahre zuvor gegen Sonny Liston alle, vor allem seinen Gegner. «Istdas alles, was du kannst George?», fragte er Foreman nach jedemTreffer. In der achten Runde schlug Ali den Titelverteidiger K.o. undholte sich zum zweiten Mal den WM-Gürtel.
Diesen verteidigte er im so genannten «Thrilla in Manila» am 1.Oktober 1975 gegen Joe Frazier. Dieses Duell gilt bis heute als einesder brutalsten in der Geschichte des Schwergewichts-Boxens. Dennbeide Kontrahenten waren nicht nur im Ring erbitterte Feinde.«Frazier ist zu hässlich, um Weltmeister zu sein», hatte Ali getönt.Frazier wiederum, der Ali immer nur Cassius Clay nannte, kündigte an,seinen Gegner nicht nur ausknocken, sondern ihm das Herz herausnehmenzu wollen. Als Fraziers Augen nach der 14. Runde zugeschwollen waren,brach der Ringarzt den Kampf ab. Ali konnte sich jedoch nicht überseinen Triumph freuen, denn er erlitt noch im Ring einenKreislaufkollaps.

