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Motorsport Motorsport: Legendäre Six Days im Erzgebirge

Von Wolfgang Wirth 26.09.2012, 15:58

Hohenstein-Ernstthal/dpa. - Wander- und Projekttage der Schulen bringen Kinder- und Jugendliche an die Rennstrecken. Die Lehrer haben vor Aufregung gerötete Wangen, Pensionäre vergessen ihre Arthrose und stehen stundenlang an entscheidenden Streckenpositionen - der Enduro-Sport ist zurück in seinem deutschen Wohnzimmer. Die legendären Six Days, die vor 22 Jahren zum bislang letzten Mal auf deutschem Boden ausgetragen wurden, sind wieder ins Erzgebirge gekommen. Und das hält, was es verspricht: Fachkundiges Publikum, tolle Stimmung und Schwierigkeitsgrade, wie sie die besten Motorrad-Geländefahrer der Welt lieben.

Die Bedeutung dieser Mannschafts-WM-Woche im Erzgebirge bringt der World-Trophy-Gewinner von 1987, Harald Sturm, auf den Punkt: «Ich finde es gut, dass nach so vielen Jahren wieder einmal in Deutschland die Six Days stattfinden. Da wir in einer motorsportbegeisterten Region leben, freuen sich natürlich die Fans auf so ein Ereignis. Hier in Zschopau besteht seit Jahrzehnten die Hochburg des Enduro-Sports und wir zeigen der Welt, dass hier bei uns der Motorsport in der Jugend weiter lebt», betont der 48-jährige Zschopauer.

Die Jugend ist mit Eifer dabei, doch ohne die Alten, die einst die großen deutschen Erfolge im Enduro-Sport feierten, geht es nicht. Bernd Uhlmann (73) und Horst Lohr (74), die Six-Days-Gewinner von 1963, 1964 und 1965, sind bei den Organisatoren gefragte Gesprächspartner. Sie kümmern sich heute um den Oldtimer-Geländesport. Horst Lohr ist damals wie heute ein vielbeschäftigter Tuner. Die mehrfachen Six-Days-Sieger und Junior-Trophy-Gewinner Sturm, Uwe Weber, Andreas Cyffka oder Mike Heydenreich sind ebenso aktiv. Heydenreich beispielsweise filmt die gesamten 1500 Kilometer, um den Zustand der Strecke vor und nach den Wettkämpfen zu dokumentieren

Deutschland wird anders als früher keine entscheidende Rolle bei der Vergabe der Titel und Plätze spielen. Dafür war bereits der Auftakt zu schwach. Enduro-Sport ist heute etwas für Enthusiasten. In den «goldenen» 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war das anders. Vor allem in der DDR wurde der Sport gefördert. Mit MZ aus Zschopau und Simson Suhl gab es zwei Marken, die für Qualität «Made in GDR» standen und sich dank der Erfolge auch prima ins meist westliche Ausland verkaufen ließen.

Von dieser Erinnerung geprägt zieht es nun wieder die Menschen im Erzgebirge an die Rennstrecken. Immerhin 480 Fahrer aus 36 Nationen haben den Kampf um Sekunden und Punkte aufgenommen. 150 Journalisten begleiten die Wettkämpfer. Davon profitiert einmal mehr die ganze Region. 10 000 Betten wurden gebucht, der Handel floriert. Nach dem Motorrad-Grand-Prix auf dem Sachsenring ist diese Veranstaltung ein weiterer Meilenstein zur Gesundung der ansonsten eher strukturschwachen Region.