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Motorsport - Historie Motorsport - Historie: Das Ende einer Rekordfahrt

Von Detlef Rehling 27.01.2003, 16:17
Rennfahrer Bernd Rosemeyer in den 30er Jahren vor einem Wagen der Marke Auto Union. (Foto: dpa)
Rennfahrer Bernd Rosemeyer in den 30er Jahren vor einem Wagen der Marke Auto Union. (Foto: dpa) Audi

Frankfurt/Main/dpa. - Bernd Rosemeyer galt als motorsportlicher Draufgänger. «Er kannte keine Angst, und das ist nicht gut», sagte einst sein großer Widersacher Rudolf Caracciola. Seine Sorge bestätigte sich: Am 28. Januar 1938 endete Rosemeyers Rekordfahrt auf der Autobahn A 5 zwischen Frankfurt und Darmstadt bei Mörfelden-Walldorf tödlich. Eine Windböe erfasste seinen Auto Union bei einem Tempo von mehr als 430 km/h und warf das Fahrzeug gegen eine Böschung. Rosemeyer war auf der Stelle tot. Ein Gedenkstein umrahmt von drei Bäumen im Wald von Mörfelden-Walldorf erinnert an das Unglück vor genau 65 Jahren.

Die Karriere des Ausnahme-Rennfahrers war kurz. Der am 14. Oktober 1909 im emsländischen Meppen geborene Rosemeyer machte zuerst mit Motorrad-Rennen auf sich aufmerksam. 1935 folgte der Umstieg auf vier Räder. «Noch nie ist ein Fahrer mit einem Grand-Prix-Wagen so schnell vertraut gewesen wie damals Rosemeyer», erinnerten sich Zeitzeugen an sein Talent. Bereits wenige Monate später gewann er sein erstes Grand-Prix-Rennen, 1936 siegte er beim Eifelrennen auf dem Nürburgring, den er als erster Fahrer in weniger als zehn Minuten umrundete. Auch privat lachte ihm das Glück. In Brünn lernte er die Fliegerin Elly Beinhorn kennen. Sie heirateten 1936, ein Jahr später am 12. November 1937 kam Bernd Junior zur Welt. Der Medizin-Professor lebt wie seine Mutter heute in München.

Der begnadete Fahrer eilte für Auto Union von Erfolg zu Erfolg. Eindrucksvoll setzte er Rekordmarken wie die 406,32 km/h auf einer normalen «Verkehrsstraße». Doch Rosemeyer klagte aber auch. «Es ist allerhöchste Konzentration erforderlich, um den Wagen stets in Fahrbahnmitte zu halten. Das rechtzeitige Abfangen von Seitenluftstößen und von Versetzungen in den Unterführungen erfordert ein Höchstmaß von dauernder Bereitschaft. Dadurch ist die Anstrengung zum Beispiel des 10-Meilen-Rekordes größer als die eines Grand Prix, obzwar die ganze Angelegenheit nur rund zwei Minuten und vierzig Sekunden dauert», beschrieb Rosemeyer seine Rekordfahrten.

Die Autobahn zwischen Frankfurt und Darmstadt erwies sich als gutes Terrain für Hochgeschwindigkeitsfahrten. Bei der Frankfurter Rekordwoche 1937 drehte sich alles um Rosemeyer und Auto Union. Auf 404,5 km/h schraubte er die Bestmarke über fünf Kilometer. Mercedes hatte das Nachsehen, rüstete aber auf, um den Rekord zurück zu holen. Die Kontrahenten feilten vor allem an der Aerodynamik, schufen damit aber hochsensible, weil voll verkleidete Fahrzeuge, die dem Seitenwind hilflos ausgeliefert waren.

Am 28. Januar 1938 legte Mercedes auf dem Betonband zwischen Frankfurt und Darmstadt zu früher Stunde und bei Windstille vor. Rudolf Caracciola schraubte die aus Hin- und Rückfahrt ermittelte Bestmarke auf 432,7 km/h. Rosemeyer hielt mit 429,692 km/h auf der Hinfahrt dagegen. Doch Seitenwinde aus den Waldschneisen von Mörfelden verhießen Gefahr. «Ich fahre jetzt noch einmal runter und wenn ich sehe, dass es nicht geht, hören wir auf und fahren morgen früh wieder, wenn es windstill ist», war Rosemeyers Antwort.

Es wurde seine letzte Fahrt. Kurz vor dem letzten Messpunkt bei Kilometer 9,2 drückte eine Windböe sein Fahrzeug nach links von der Fahrbahn. Rosemeyer wurde bei den Überschlägen aus dem Auto geschleudert. Er war sofort tot. Seine letzte Ruhestätte fand Rosemeyer auf dem Friedhof von Berlin-Dahlem.