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Motorrad-Tour Motorrad-Tour: Unterwegs als Easy Rider

17.05.2010, 16:27

HALLE/MZ/HUK. - Lukas Hortig findet es einfach cool. Am Lenker der Harley seine Oma und er hinten drauf! Der Elfjährige aus Halle ist der jüngste Teilnehmer der MZ-Motorradreise durch den Westen der USA - 57 Jahre älter der Senior der Biker-Tour, der Hallenser Wilfried Wagner.

Der Andrang ist gewaltig, als bekannt wird, dass die MZ erstmals exklusiv nur für ihre Leser eine Motorradtour anbietet. 79 Biker streifen sich schließlich die Kombi über für eine Reise, bei der selbst routinierte Langstrecken-Tourenfahrer wie Jens Matthießen aus Halle ins Schwärmen geraten, der schon Russland mit dem Motorrad befahren hat. Er gönnt sich die Tour zum 50. Geburtstag.

Andere lockt das Abenteuer, wie etwa Norbert Nebelung aus Langenbogen, der das Jahr über kaum Motorrad fährt, aber unbedingt mal mit einer Harley durch den "Wilden Westen" tuckern wollte. Und Carmen und Detlef Apelt aus Gräfenhainichen haben sich die Tour zur Silbernen Hochzeit geschenkt.

Wo die MZ-Biker auch auftauchen, sind sie unübersehbar und auch unüberhörbar - mit ihren Electra Glides, Road Kings, Softails und Fat Boys. In je zwei Gruppen zu 22 Motorrädern ziehen die Leser ihre Schleife durch Kalifornien, Arizona und Nevada. Mehr als 2 880 Kilometer stehen am Ende auf der Uhr, in einer Gegend, die die meisten Teilnehmer noch nie zuvor bereist haben. Ein umfangreiches Roadbook zeigt ihnen, wo es lang geht. Aber das, so Anka Thümmler aus Wittenberg, habe man kaum benutzen müssen, denn die beiden Gruppen werden präzise durch Wüste und Berge geführt. "Das war Spitze", schwärmt die Wittenbergerin, die die ganze Tour als Sozia auf dem Bike ihres Vaters Rüdiger Thümmler erlebt. "Um nichts brauchte man sich zu kümmern, alles organisiert, von der Strecke über das Tanken bis zu den Hotels. Wir mussten nur fahren und staunen." Und zum Staunen gibt es jede Menge.

Von Los Angeles ist der Wüstenort Palm Springs erstes Ziel, dann führt die Tour hoch in den Joshua Tree Nationalpark mit seinen eigenwilligen Bäumen und Steinformationen. Das Spielerstädtchen Laughlin mutet an wie ein Filmkulisse. In Kingman wartet ein "heiliger Ort" für Biker: Hier beginnt im Westen die Route 66, die Welt der Easy Rider. Es ist hier wie im berühmten Film - und die Straßen reichen wirklich bis zum Horizont.

Schlag auf Schlag geht es: Touristen-Klamauk im Goldgräberstädtchen Oatman, staunen an der Museumstankstelle Hackberry. Dann Las Vegas, die Wüstenmetropole zum Lieben oder zum Hassen, das Valley of Fire, dessen rote Felsen schon Kulisse bei "Star Trek" waren. Und natürlich der Grand Canyon. Viele Biker greifen tief in die Brieftasche und leisten sich einen Hubschrauberflug über der grandiosen Schlucht.

Die Höhenunterschiede, die mit den Harleys bewältig werden, sind enorm. Bei 2 257 Meter ist unweit vom Grand Canyon der höchste Punkt erreicht, 85 Meter unter Null schwitzen sich Fahrer und Sozius heran an den tiefsten und heißesten Punkt der USA. Aber Badwater im Tal des Todes empfängt die Biker mit frühlingsmilden 37 Grad - in wenigen Wochen können hier fast 50 erreicht werden.

In 13 Hotels wird Station gemacht, täglich neu Koffer packen, rein in die schweren Kombis - aber auch ungeübte Gelegenheitsfahrer haben sich schnell diesem Rhythmus angepasst und zu jener Gelassenheit gefunden, die den Cruisern unter den Bikern eigen ist. Das fällt den meisten eher leicht, haben sie doch schon reichlich Lebenserfahrung gesammelt. Um die fünfzig etwa ist der Altersschnitt. Mancher ist vorsorglich vorher "Harley-fahren-üben" gewesen, damit auch nichts schief geht.

Durch das weite Land werden die MZ-Leser von Mitarbeitern des Reiseveranstalters Media Reisen gelotst. Geschäftsführer Rainer Volker und seine Mitarbeiter fahren mit Transportern vor dem Feld der Zweiräder. Das Team bugsiert die Koffer zum nächsten Hotel und wäre immer zur Stelle gewesen, wenn mal eine Harley den Geist aufgegeben hätte. Tut aber nicht eine - es gab keinen Platten, keinen Defekt, keinen Unfall, keine Schramme. Da staunen sogar Langstreckenprofis wie MZ-Leser Heiko Schwiderski, der schon mit Cross-Maschinen in Afrika unterwegs war. "Es lief einfach alles wie am Schnürchen", urteilt Jürgen Höpfner aus Halle.

Niemand zählt, wie viel Tausend Fotos MZ-Leser machen. Tagebuch wird von vielen fleißig geführt, Rainer und Waltraud Heine halten mit Helm-Kameras die Tour ihres Lebens fest. Jürgen Höpfner aus Halle hat neue Biker-Freunde gewonnen. Gemeinsam will man sehr bald zu weiteren Touren starten. "Wenn ich könnte, würde ich sofort wieder losfahren", sagt Anka Thümmler über die Tour. Ihre Chancen stehen gut. Im Frühjahr 2011 wird die MZ wieder zur Motorradreise durch die USA einladen.