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Miklos Feher Miklos Feher: Tod des Ungarn in EM-Stadion gibt Rätsel auf

Von Hubert Kahl 27.01.2004, 16:25

Lissabon/Madrid/dpa. - Der plötzliche Tod des ungarischen Nationalspielers Miklos Feher in einem Stadion in Portugal gibt der Fußballwelt Rätsel auf. Eine Obduktion der Leiche des nur 24 Jahre alt gewordenen Stürmers von Benfica Lissabon brachte keine Aufschlüsse über die Todesursache. Bei der mehr als vierstündigen Untersuchung seien keine inneren Verletzungen festgestellt worden, teilten die portugiesischen Behörden mit.

Nun sollen Laboranalysen die Todesursache klären. Dies dürfte mehrere Wochen dauern. Die Staatsanwaltschaft leitete am Dienstag Ermittlungen ein. «Wenn die Todesursache unklar ist, muss die Anklagebehörde aktiv werden», sagte Staatsanwalt Arménio Sottomayor.

Wie schon im Fall von Kameruns Nationalspieler Marc-Vivien Foé, der im vorigen Sommer in Lyon bei einem Spiel gestorben war, stellt sich die Frage: Wie kann es passieren, dass ein austrainierter junger Sportler plötzlich tot umfällt? Der 25-malige Nationalspieler Feher war in der Partie Vitória Guimarães - Benfica (0:1) kurz vor dem Abpfiff in die Hocke gegangen, auf den Rücken gefallen und dann wie leblos liegen geblieben. Zuvor hatte «Miki» den Schiedsrichter noch ironisch angelächelt, weil dieser ihm die Gelbe Karte gezeigt hatte.

Nach Angaben eines Rettungsarztes starb Feher noch im Stadion, einem der Schauplätze der Europameisterschaft in diesem Sommer. Der Tod wurde offiziell im Krankenhaus bestätigt. Anfangsvermutungen, die Arena in Guimarães habe nicht über moderne Erste-Hilfe-Ausrüstungen verfügt, bestätigten sich nicht. Es war sogar ein Defibrillator vorhanden, mit dem Patienten bei Herzstillstand Stromstöße erhalten können. Das Gerät wurde wegen des heftigen Regens aber gar nicht eingesetzt. «Es hätte bei der Nässe so gewirkt, als würde man einen Fön in die Badewanne halten», sagte ein Mediziner. Somit scheint festzustehen, dass alles getan wurde, um Fehers Leben zu retten.

Die Ärzte scheinen der Annahme zuzuneigen, dass Feher möglicherweise ein Herzleiden hatte. So war es auch im Fall von Foé gewesen, bei dem eine Herzvergrößerung als Todesursache festgestellt wurde. Der Gerichtsmediziner Pinto da Costa wundert sich allerdings: «Wenn Feher ein Herzleiden hatte, hätte man dies bei der Obduktion mit bloßem Auge sehen müssen. Nun könnte man vermuten, dass es in diesem Fall etwas Verdächtiges gibt.»

Der Tod des Ungarn machte auch deutlich, dass in Portugal knapp fünf Monate vor der EM noch einiges im Argen liegt. Im Krankenhaus von Guimarães hatte es wenige Stunden vor der Einlieferung des Profis einen Stromausfall gegeben. Ein Notstromaggregat funktionierte nicht. «Zum Glück musste niemand künstlich beatmet werde», sagte ein Mediziner. Gesundheitsminister Luís Filipe Pereira versprach nun: «Bis Juni werden auch die Krankenhäuser für die EM bereit sein.»

Feher, der ein Hoffnungsträger des ungarischen Fußballs und Schützling von Nationaltrainer Lothar Matthäus war, soll noch in dieser Woche in seiner Heimat beigesetzt werden. Die gesamte Benfica- Mannschaft wird nach Ungarn fliegen, um von dem Teamkameraden  Abschied zu nehmen. Benfica entschied, Fehers Rückennummer 29 nie mehr an einen anderen Spieler zu vergeben. Am Wochenende werden bei allen Spielen in Portugal Gedenkminuten für den Ungarn eingelegt.