Michael Ballack Michael Ballack: Real Madrid statt Nationalmannschaft?

Eppan/Frankfurt/dpa. - Uli Hoeneß rät zum DFB-Rücktritt, Philipp Lahmsieht sich nur als Kapitän auf Zeit - doch für den verletzten MichaelBallack ist das Thema Nationalmannschaft derzeit weit weg. Währendfür seine Auswahl-Kollegen am Donnerstag in Frankfurt der letzteWM-Test gegen Bosnien-Herzegowina auf dem Programm stand, hat sichBallack erst einmal ins sonnige Florida zurückgezogen.
Tausende Kilometer entfernt will der 33-Jährige den Kopffreibekommen von dem Schock, den der böse Tritt von Kevin-PrinceBoateng bei ihm selbst und in Fußball-Deutschland ausgelöst hat.Bundestrainer Löw muss indes in Südafrika seine WM-Mission ohneseinen international wertvollsten Mann angehen. «Ich glaube, dass esein Problem ist, ohne den Leader schlechthin da rein zu gehen»,erklärte Löws ehemaliger Chef Jürgen Klinsmann.
Ballack, der an diesem Donnerstag eigentlich sein 100. Länderspielabsolvieren sollte, will sich nach seiner Fußverletzung weitervorrangig um seine Genesung kümmern und zugleich die Planungen fürseine letzte Karriere-Etappe vorantreiben. «Ich werde einen neuenVertrag haben und sehen, wo er ist. Hoffentlich bei Chelsea»,erklärte Ballack im «kicker» (Donnerstag).
Das Fachblatt berichtet zudem, dass sein ehemaligerChelsea-Trainer José Mourinho inzwischen die Fühler wieder nachBallack ausgestreckt habe. Der 98-malige Nationalspieler sollzumindest eine Option als Zugang für den neuen Chefcoach von RealMadrid sein. Schon vor seinem Wechsel vom FC Bayern nach London 2006hatte es Kontakt zwischen Ballack und den «Königlichen» gegeben.
Zu Wochenbeginn hat Ballack den Heilungsverlauf nochmals vonTeamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohfahrt beurteilen lassen, ein neuerGips wurde angelegt. «Ballack kommt in 14 Tagen wieder zurKontrolluntersuchung nach München», berichtete der Doktor, der selbstmit dem DFB-Tross ans Kap fliegt. Seine Praxis-Kollegen übernehmendie Ballack-Kontrolle, «ich bekomme die Bilder nach Südafrikageliefert», sagte Müller-Wohlfahrt. Erst später wird festgelegt, wieund wo die Rehabilitation laufen wird und ob Ballack möglicherweisedas DFB-Basiscamp nahe Pretoria besuchen kann. «Meiner Genesung werdeich alles unterordnen», sagte Ballack.
«Als Freund würde ich Michael empfehlen, sich nach derWeltmeisterschaft voll auf seinen Verein zu konzentrieren», erklärteindes Bayern-Präsident Hoeneß in der «Sport Bild» (Mittwoch). «Ichglaube nicht, dass es klug ist, die EM 2012 noch als großes Ziel insAuge zu fassen. Auch wenn es bitter ist: Man muss den Zeitpunkt, wannetwas genug ist, auch erkennen», ergänzte Hoeneß. Zugleich votiertder Münchner Präsident dafür, dass Lahm über die WM hinaus weiter dieKapitänsbinde im Nationalteam trägt. Lahm selbst sieht sich dagegenaktuell nur als Kapitän, «bis Michael wieder zurück ist».
Franz Beckenbauer und auch Bayerns Vorstandschef Karl-HeinzRummenigge hatten im Gegensatz zu Hoeneß dem Wahl-Londoner Ballackans Herz gelegt, im DFB-Team weiterzumachen. «So kann eine Karrierenicht enden», meinte Beckenbauer. Ballack selbst hatte nach seinerschweren Verletzung erklärt, dass er natürlich auch daran denke,weiter für Deutschland zu spielen. «Ich glaube nicht, dass eine EMmit 35 Jahren bei seiner tollen Karriere noch erstrebenswert ist»,bemerkte Hoeneß dazu.
«In der neuen Saison werde ich zurück sein und wieder angreifen»,betonte der gebürtige Görlitzer. Vieles dürfte auch mit vom Verlaufder Weltmeisterschaft in Südafrika ohne Ballack und der offenenBundestrainer-Frage für die Zeit danach abhängen. «Ich muss das allesneu sortieren, neu bewerten. Ich muss gesund zurückkommen, das istdas Wichtigste», hatte Ballack zu seinen Plänen erklärt.
Immer ungewisser ist seine Club-Zukunft. Der Vertrag mit dem FCChelsea läuft in vier Wochen aus. Der mächtige Club-Eigentümer RomanAbramowitsch hatte nach dem Champions-League-Aus der Londoner imViertelfinale gegen Inter Mailand alle Verlängerungs-Gespräche aufEis gelegt. Zuletzt war im März über einen neuen Ein-Jahres-Kontraktfür Ballack debattiert worden. Nach gibt es laut Ballack keinen «PlanB», noch immer sei Chelsea seine erste Option: «Sonst hätte ich schonwoanders einen Vertrag unterschrieben.»