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Medienwächter Medienwächter: Meckerecke im Internet

Von Tilmann P. Gangloff 16.06.2004, 16:56

Halle/MZ. - Es vergeht kein Tag, an dem man sich nicht über das Fernsehen ärgert. Während man die Werbung in der spannendsten Szene des Films bei den Privaten jedoch mehr oder weniger machtlos hinnehmen muss, reagieren die Zuschauer bei ARD und ZDF sehr sensibel. Kein Wunder: Schließlich werden sie monatlich für das Programm zur Kasse gebeten.

Grund für Unmut gibt's genug: die vielen Wiederholungen, Gewaltszenen oder Schleichwerbung bei "Wetten, dass..?". In der Regel hat man jedoch kaum Gelegenheit, seiner Verärgerung Luft zu machen. Klar, man kann an den Sender schreiben oder an eine Zeitschrift.

Was bislang jedoch fehlt, ist eine Art Sammelstelle, die den Unmut zur konzertierten Aktion macht. Die gute Nachricht: Seit einigen Wochen existiert sie. Die schlechte: Streng genommen kann man sich hier nur über die Privatsender beschweren. Aber immerhin, ein Anfang ist gemacht: Im Internet unter www.programmbeschwerde.de
hat die Saarbrücker Landesmedienanstalt (LMS) eine Meckerstelle eingerichtet, die aber genau dies nicht sein soll. Mit Reklamationen, in denen beklagt wird, dass RTL und Sat 1 außer Casting- und Gerichts-Shows nichts zu bieten hätten, kann die LMS nicht viel anfangen.

Die Medienanstalten sind die Aufsichtsinstanzen der Privatsender. Natürlich verfolgen sie deren Programme regelmäßig, aber nicht Tag und Nacht. Man hoffe, so LMS-Sprecherin Susanne Jacob, nun auf konkrete Hinweise zu Verstößen gegen Programmgrundsätze. Wer sich nun zum fröhlichen Denunzieren aufgerufen fühlt, wird jedoch gebremst: Anonym läuft hier gar nichts, denn als Erstes muss man seine persönlichen Daten eingeben. Das schreckt offenbar viele Beschwerdeführer ab. Bislang, so Jacob, habe es zwar im Schnitt rund tausend Besucher pro Tag gegeben, doch auf diese tausend sei nur ein konstruktiver Hinweis gekommen. Wenig hilfreich sind etwa Beschwerden wie diese: "Um ca. 20 Uhr wird auf den Kanälen geballert, geschossen und gemordet".

Hat ein Hinweis aber konkrete Hintergründe, wird er an den Sender und die zuständige Medienanstalt weitergeleitet. Sinn und Zweck, erläutert LMS-Chef Gerd Bauer, sei es nicht nur, "die Zuschauer direkt in die Programmbeobachtung" einzubeziehen; er hofft auch, dass das Angebot helfe, "bei den Sendern ein Nachdenken darüber auszulösen, ob allein Quote und nicht vor allem Qualität ausschlaggebend für die Programme sein sollte".

Die Anlaufstelle im Netz

www.programmbeschwerde.de