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Medien Medien: Bald kommt die Antwortmaschine

Von René Baron 30.11.2007, 07:49

Bonn/ddp. - Wie nennt man Wörter, die sowohl von vorne als auchvon hinten gelesen gleich sind - also zum Beispiel «Anna» oder«Rentner»? Das sind sogenannte Palindrome. Wer auf Fragen wie diesekeine Antwort weiß, sucht bei Google. Die bekannteste allerSuchmaschinen ist für die meisten Menschen schlichtweg unverzichtbargeworden. Gleiches gilt für die Möglichkeit, selber beeinflussen zukönnen, was es im Internet zu lesen gibt.

Web 2.0 lautet hier das Stichwort: Jeder kann mitmachen undInhalte generieren, wie zum Beispiel bei Wikipedia. In demOnline-Lexikon findet man inzwischen auf so ziemlich jede Frage eineAntwort, da die Internetcommunity äußerst fleißig ist. Das deutscheWikipedia besteht aus mehr als 600 000 Artikeln, die von jedem Nutzerimmer wieder verändert und weiterentwickelt werden können. EinenEintrag über Palindrome gibt es selbstverständlich auch. Und wie sohäufig taucht der entsprechende Link in der Suchergebnisliste vonGoogle sehr weit oben auf.

Aber man stelle sich einmal vor, Verbraucher könnten einfach ihremHandy eine Frage stellen und es würde sofort antworten. Soll heißen:Das Handy würde eine gesprochene Frage sofort verstehen und wie einpersönlicher Assistent die richtige Antwort verbalisieren. SolcheVisionen einer Antwortmaschine geistern seit einiger Zeit unter demSchlagwort Web 3.0 beziehungsweise Semantic Web durch das Internet.

Einer der führenden Forscher auf diesem Gebiet ist ProfessorWolfgang Wahlster, Inhaber des Lehrstuhls für Künstliche Intelligenzan der Universität des Saarlandes. «Wir wollen die Sprache derComputer an die Sprache der Menschen anpassen», sagt Wahlster.Natürlich wird es nicht so sein, dass die Maschinen irgendwann ihreneigenen Willen entwickeln und die Weltherrschaft an sich reißen. Undes ist auch unwahrscheinlich, dass ich mit meinem Computer über dieFußballergebnisse diskutiere und er mir irgendwann gesteht, dass ereigentlich Bayernfan ist.

Vielmehr geht es um die Semantik, also den Sinn und die Bedeutungvon Inhalten, die über das World Wide Web transportiert werden. «DasWeb 2.0 ist ein primär syntaktisches Web mit Layout-, aber ohneBedeutungsannotationen», sagt Wahlster. Das führe zu einerInformations- beziehungsweise Linküberflutung, da beispielsweiseTextdokumente letztlich auf eine sinnfreie Kombination aus Buchstabenreduziert werden, Fotos und Videos sind nur Ansammlungen vonverschiedenfarbigen Pixeln. Die semantische Wende aber führe zu einemhochpräzisen Antwortverhalten in einem Web, das Sinnzusammenhänge inden Mittelpunkt stellt.

Wenn es also gelingt, die Semantik von Texten, Bildern, Gesten undkünstlerischen Darbietungen durch standardisierte Begriffe so zuformalisieren, dass die so gewonnenen Daten maschinenlesbar sind,dann könnte die Vision der Antwortmaschine Realität werden. EineSuchmaschine wie Google wäre dann überflüssig. Der Nutzer stelltstattdessen einfach seinem Handy eine Frage und es antwortet, anstatteine Liste von unzähligen Suchergebnissen anzubieten.

Das Web 2.0 hingegen würde auch weiterhin einen Nutzen haben, daes inzwischen eine enorme soziale Dynamik entfaltet habe und einebeeindruckende Wissensinfrastruktur biete, sagt Wahlster. «In dernächsten Dekade kann ein Web 3.0 entstehen, das die Vorteile dessemantischen Webs und des Web 2.0 verknüpft und deren Nachteileüberwindet.» Die Vision geht dann allerdings weit über dieEntwicklung einer Antwortmaschine hinaus. «Gegenstände desalltäglichen Lebens werden online vernetzt zu einem 'Internet derDinge' - vom Mobiltelefon zum Fotoapparat, vom Auto bis zumEinkaufswagen. Maschinen werden maschinelle Intelligenz haben, werdenso in die Lage versetzt, den Menschen optimal zu unterstützen, wennder Mensch das will.» Also Handy, ich will jetzt einen Kaffee! Hmm,nichts passiert. Schade.