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Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern: Natur als großes Kapital

27.06.2003, 09:21
Naturland im Nordosten: Viele Touristen besuchen Mecklenburg-Vorpommern vor allem wegen der Möglichkeiten, zum Beispiel als Kanufahrer eine ursprünglich gebliebene Landschaft zu erleben. (Foto: dpa)
Naturland im Nordosten: Viele Touristen besuchen Mecklenburg-Vorpommern vor allem wegen der Möglichkeiten, zum Beispiel als Kanufahrer eine ursprünglich gebliebene Landschaft zu erleben. (Foto: dpa) TMV/F.Neumann

Rostock/dpa. - Doch dem Wachstum sind Grenzen gesetzt. Natur-Attraktionen wie dieNationalparks sowie die gesamte Ostseeküste können nicht unbegrenztBesucher aufnehmen. «Wir haben die Grenze erreicht», sagt zumBeispiel Andreas Kuhn, Bürgermeister von Zingst auf der HalbinselFischland-Darß-Zingst. Die 3500-Einwohner-Gemeinde liegt an derGrenze zur Kernzone des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft.Mehr als 140 000 Menschen passierten 2002 die Nationalpark-Grenze

«Die meisten Sorgen machen uns die Tagespendler zur Kranichzeit»,sagt Kuhn. Die Halbinsel ist Europas größtes Rastgebiet derGroßvögel. Ohne gezielte Besucherlenkung kommen die scheuen Tierejedoch nicht zur Ruhe. «Was nützt uns das Highlight, wenn dieKraniche verschreckt werden?», fragt der Bürgermeister. Mit gezieltenFührungen und Besucherbegrenzungen soll das Naturspektakel erhaltenbleiben. Die Gemeinde Zingst weiß, was sie dem Nationalpark verdankt:«Wir denken laut über einen "Nationalpark-Pfennig" nach», sagt Kuhn.

Der Müritz-Nationalpark dagegen sieht trotz seiner mehr als500 000 Besucher jährlich noch Kapazitäten. «Aber an Spitzentagenwird es kritisch», sagt Ursula Dirkwinkel von der Parkverwaltung. DieSee- und Fischadler-Brutpaare sind eine Attraktion des mit 322Quadratkilometer größten Land-Nationalparks in Deutschland, dessenKerngebiete mit klar gekennzeichneten Absperrungen geschützt werdensollen. Mitten durch die Natur verlaufen Holzzäune - doch da jederBesucher die sensiblen Greifvögel sehen möchte, wurden kleineSchlitze als Sichtfenster in ihnen angebracht.

Eine besonders große Chance, einen qualitativ hoch entwickeltenTourismus zu etablieren, besteht nach Ansicht von Klaus Jarmatz,Leiter des Biosphärenreservates Schaalsee, in Regionen, die zuDDR-Zeiten Sperrgebiete waren. Dazu gehören die Wälder fürStaatsjagden in der Müritz ebenso wie die frühere Grenze zwischen denbeiden deutschen Staaten, das so genannte Grüne Band.

Die rund 500 000 Besucher, die meist nur für einen Tag aus denMetropolen wie Berlin oder Hamburg kommen, zeigen nach Worten vonJarmatz Verständnis dafür, dass sensible Bereiche des Reservats fürsie nicht zugänglich sind. «Grundbaustein des naturnahen Tourismusund des Besucherleitsystems ist eine exakte Wanderkarte», so Jarmatz.

Ein Rangerdienst sorgt dafür, dass die notwendigen Beschränkungenim Reservat direkt an der Grenze zu Schleswig-Holstein aucheingehalten werden. Mit dem Öko-Tourismus hofft Jarmatz, langfristigeine wirtschaftlich gesunde Basis und einige hundert Arbeitsplätzeschaffen zu können. Die Chancen dafür sind gut: «Man muss Qualitätvor Masse setzen, sonst ist die Wohlfühlgrenze bald überschritten,und die Besucherzahlen bekommen einen kräftigen Knick.»