Maut für Lkw Maut für Lkw: Speditionen befürchten das Aus
Aschersleben/MZ. - "Das ist das Aus." "Wenn die Industrie das nicht voll übernimmt, heißt das: Schluss, Strich, Aus." So die Reaktion von Speditionsunternehmen aus dem Landkreis auf die Pläne der Bundesregierung, ab 2003 eine kilometerabhängige Maut für Lkw zu erheben.
Hohe Steuern für die Lkw, die Einführung der Ökosteuer, die Erhöhung der Mineralölsteuer - "wir fahren jetzt schon an der Grenze", sagt der Reinstedter Spediteur Hans Baumann, der angesichts der geplanten Maut das Aus für sein 15 Beschäftigte zählendes Unternehmen befürchtet. Was kaum jemand wisse: Autobahn-Gebühren würden durch die Unternehmen schon seit fünf Jahren bezahlt. "Die lag bis Ende Februar bei 11,78 Mark pro Tag pro Lkw und wurde ab 1. März erhöht auf 15,65 Mark. Allein das ist eine Steigerung von rund 8 000 Mark im Jahr für das Unternehmen." Kommt nun noch die kilometerbezogene Maut, rechnet Hans Baumann mit Mehrkosten von 400 000 bis 500 000 Mark für seine Spedition. "Und die wird nicht die Wirtschaft übernehmen", zeigt sich der Spediteur überzeugt. Vielmehr werde diese versuchen, andere Fuhrunternehmen zu finden, die kostengünstiger fahren.
Und in Europa sind die deutschen Speditionen "schon jetzt nicht mehr konkurrenzfähig", sagt Bernd Irmler, einer der beiden Gesellschafter der TAS Transport und Handels GmbH Aschersleben. Deren Lkw sind wie die aus Baumanns Spedition auch europaweit unterwegs. In anderen Ländern sei die Belastung für Unternehmen viel geringer: diese müssten z. B. weniger Steuern zahlen und bekämen ihre Maut vom Staat zurück. Dass auf die deutschen Unternehmen nun nach Öko- und hoher Mineralölsteuer auch noch eine Maut zukommen soll, nennt Irmler eine "riesengroße Sauerei". "Wenn das so kommen sollte, gehen 30 bis 40 Prozent der Speditionen den Bach runter."
Rund 600 000 Mark Mehrbelastung würde die Maut für TAS bedeuten, hat der Geschäftsführer überschlagen. "Das kann keiner mehr durchhalten." Die entstehenden Mehrkosten auf die Kunden umzulegen gehe nicht. Das Gros der Kunden hier im Landkreis seien kleine und mittelständische Unternehmen und die könnten die Mehrbelastung auch nicht mehr tragen, sieht Bernd Irmler eine "Kette ohne Ende". Für TAS, die derzeit 35 Beschäftigte zählt, würde die Maut bedeuten, den Fuhrpark reduzieren zu müssen. "Man kann überhaupt nicht mehr nach vorn schauen. Man fällt von einer Katastrophe in die andere." Auch aus Sicht von Volker Terzenbach und Axel Loth, Geschäftsführer der ACZ Transport GmbH Reinstedt, könnte die Lkw-Maut das Aus bedeuten. Zwar fahren ihre 40 Lkw hauptsächlich in Deutschland, doch auch auf die ACZ könnten allein bei einer Maut für Autobahnen Mehrkosten in Höhe von 0,5 Millionen Mark zukommen. Und auch hier sieht man keine Möglichkeit, diese auf die Kunden umzulegen.
Wenn die Maut kommen soll, müssen die Speditions-Unternehmen auch entlastet werden, sagt Hans Baumann. Für ihn heißt das z. B., die Steuer für Lkw abzuschaffen und die Mineralölsteuer zu senken. Denn während es für die Bauern beispielsweise Zuschüsse gebe, "zahlen wir den Preis an der Tankstelle". "Alles, was in den Geschäften steht, was auf Baustellen gebraucht wird, kommt per Lkw. Das ganze System baut auf den Lkw, ohne Lkw geht nichts", ist Hans Baumann überzeugt. Volker Terzenbach sieht die Auswirkungen einer Maut noch weiter: In den nächsten Jahren würden die Speditionen nicht mehr investieren können, sagt er. Und darunter würde auch die Fahrzeugindustrie, die Lkw-Bauer, leiden - ebenso wie deren Zulieferer.