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Manuela Lutze Manuela Lutze: «Altersweise» ins Reich der Mitte

Von Peter Skubowius und Gottfried Schalow 06.08.2008, 08:33

Magdeburg/MZ. - "Gelassenheit war auch schon in jungen Jahren meine Stärke, mag sein, dass jetzt auch noch ein Schuss Altersweisheit hinzugekommen ist", schmunzelt die 34-Jährige, die gestern aus dem Höhentrainingslager in St. Moritz mal kurz zum Wäschewechseln in ihre Berliner Wahlheimat zurückkehrte, um am Mittwoch ins Reich der Mitte zu fliegen. Dort will sie ihren Traum verwirklichen und nach Möglichkeit ihr drittes Olympia-Gold abholen. Damit wäre sie dann endgültig die absolute Vorzeigefrau ihres Heimatvereins SC Magdeburg, denn drei Mal Gold hat noch niemand von der Elbe geschafft.

Dabei hatte sich Manuela Lutze, die in ihrer Geburtsstadt Blankenburg im Harz übrigens einst bei Lok-Trainer Achim Schulze mit der Leichtathletik begann und mittlerweile 20 Jahre beim SCM rudert, nach der zweiten Goldmedaille in Athen schon ein wenig aus der Ruderei verabschiedet. Manuela Lutze nahm eine Auszeit, um auch im Berufsleben Nägel mit Köpfen zu machen. Zunächst schaffte sie mit exzellenten Noten ihr Diplom an der Magdeburger Uni als Kauffrau. Dann stellte sie als Wirtschaftsprüferin mehr als einen Fuß in die Tür eines Magdeburger Steuerberaters. "Es war wichtig, die berufliche Zukunft abzusichern, um nicht irgendwann einmal mit leeren Händen dazustehen. Als das eine erledigt war, und mein Arbeitgeber auch schon Einverständnis gab, mir für die langen Trainingslager und Wettkämpfe freizugeben, habe ich mich wieder mit aller Konsequenz dem Rudern verschrieben." Und da macht sie inzwischen wieder getreu ihrem zweiten Credo: "Was du machst, das mach´ richtig!"

Ihre Gelassenheit und Abgeklärtheit hat sie sich in den Weiten des Harzes geholt, in denen sie groß geworden ist, danach auf den Seen und Kanälen, die stundenlang als Ruderin durchpflügte. "Ein Willensbündel mit Power, Ehrgeiz und der Fähigkeit, sich immens zu konzentrieren", so sieht ihr Magdeburger Trainer Roland Oesemann seinen Schützling.

Nach ihrem Erfolg als Junioren-Europameisterin 1992 stieß Manuela Lutze beim SC Magdeburg zur Trainingsgruppe von Oesemann, die in den 90er Jahren von André Willms dominiert wurde. Aber Manuela Lutze war niemand, der sich unterbuttern ließ. So fand sich ein Triumvirat, in dessen Machtbereich das einer für alle und alle für einen dominierte.

Nun schickt sich Manuela Lutze an, das Projekt Olympia noch einmal anzugehen. Nach ihrer Pause ließ sie sich auf ihrem Weg zurück in die internationale Spitze von niemandem aufhalten, auch wenn in diesen vorolympischen Wochen von Peking nicht alles rund lief. Platz fünf mit dem deutschen Doppelvierer bei der Rotsee-Regatta, so schlecht ist seit Jahren kein Frauen-Doppelvierer gefahren. Doch in solchen Fällen ist Manuela auch einmal ein wenig abergläubisch. "Einer verpatzten Generalprobe folgt auch im wirklichen Leben oft eine glänzende Premiere." Typisch Manuela Lutze also.

So viel steht fest: Olympia im fernen China will sie in vollen Zügen genießen. "Ich bleibe auf jeden Fall bis zum Ende der Spiele. Ich werde mir ein paar andere Sportarten anschauen, will aber auch viel über Land und Leute erfahren." Und das an der Seite ihres Freundes Christian, der in einer Bootsfirma arbeitet und schon vor vier Jahren in Athen an ihrer Seite war. Die Hochzeit ist eigentlich schon lange überfällig, die Familienplanung auch ständig ein Thema. Aber auf einen Zeitpunkt will sie sich da noch immer nicht festlegen, vielmehr kommt da das so typische "kommt Zeit, kommt Rat".

Und mit der Zeit war´s bislang bei Manuela Lutze so immer ein Problem, ein ständiger Spagat zwischen Beruf und Sport. "Eigentlich bin ich schon ganz froh, wenn es mal dazu reicht, einen spannenden Krimi oder so etwas in der Herr-der-Ringe-Richtung durchzuschmökern." Während vieles für die Zukunft noch unsicher ist, eines ist klar: "Dem Nachwuchs will ich etwas von meinen Rudererfahrungen weitergeben. Ehrenamtlich, aber dafür mit viel Hingabe und Liebe."