Leichtathletik-WM Leichtathletik-WM: Baumann locker, aber illusionslos
Paris/dpa. - Dieter Baumann hat alle Höhen und Tiefen einer Langstreckenkarriere erlebt, eine Weltmeisterschafts-Medaille wird ihm wohl für immer fehlen. «Ich bin im Herbst meiner Karriere angelangt. Aber es könnte ein goldener Herbst werden», heißt es groß auf seiner Homepage. Doch das meint der 38-Jährige eher symbolisch. In Paris wäre der 5000-m-Olympiasieger von 1992 mit einem Platz unter den ersten Zehn und einer Zeit zwischen 27:30 und 27:40 Minuten zufrieden. «Es geht nicht um eine Medaille», betont Baumann, der das 10 000-m-Rennen am Sonntag eher als Vorbereitung auf den New York Marathon am 2. November sieht.
«In Rom krank, in Tokio das Optimale aus einer Verletzungssaison gemacht, in Stuttgart verletzt, in Göteborg ein Desaster, in Athen in der Form meines Lebens.» So beschreibt der Schwabe seine bisherigen WM-Auftritte. 1987 war er Halbfinalist über 1500 m, 1991 Vierter, 1995 Neunter und 1997 Fünfter über 5000 m. Vor zwei Jahren in Edmonton fehlte Baumann wegen seiner Doping-Sperre in der «Zahnpasta-Affäre». National ist er immer noch eine Macht, bei der EM im vergangenen Jahr in München glänzte er mit Silber - doch international hat er keine Chance mehr gegen die starken Afrikaner.
«Dieter hat wenig zu verlieren. Diese Situation hatten wir noch nie», sagt seine Frau und Trainerin Isabelle. «Wir gehen da lockerer ran als an die bisherigen Weltmeisterschaften.» Beim Golden League-Meeting vor einer Woche in Zürich amüsierte sie sich darüber, dass ihr Mann der älteste Teilnehmer überhaupt war. Die «ultimative Herausforderung» sieht sie nun im Marathon, «weil das etwas ist, das Dieter bisher noch nicht im Griff hatte». Bei seinem Debüt im vergangenen Jahr in Hamburg war Baumann ausgestiegen.
Mit seiner vierten Olympia-Teilnahme will es Baumann nach Athen 2004 auslaufen lassen. Der DLV wird dann einen umstrittenen, aber nach wie vor sehr populären Athleten verlieren: Nach einer vom Verband in Auftrag gegebenen Umfrage eines Marktforschungsinstituts ist er immer noch der mit Abstand bekannteste Leichtathlet hier zu Lande. Sein wechselhafte Karriere soll nun - von Regisseur Gerhard Klante - verfilmt und vor den Olympischen Spielen gezeigt werden.