Leichtathletik-WM Leichtathletik-WM: Auf der Flucht vor der Hitze
Halle/MZ. - Manche mögen's heiß, andere wiederum nicht. Das deutsche Team bei der am kommenden Sonnabend beginnenden Leichtathletik-Weltmeisterschaft macht um die WM-Stadt Osaka vorerst einen großen Bogen. Auch Zehnkämpfer Norman Müller aus Halle weicht dem hitzig-schwülen Wetter von 35 Grad und der Luftfeuchtigkeit von bis zu 96 Prozent aus. In dem zwei Flugstunden von Osaka entfernten Trainingslager in Shibetsu auf der japanischen Nordinsel Hokkaido findet der 22-Jährige gemäßigte Bedingungen vor wie in einem deutschen Mittelgebirge.
"Für schwerere Athleten wie mich mit meinen 85 Kilogramm könnte ein zu zeitiger Aufenthalt in der Hitze einen krassen Leistungsabfall bedeuten", sagt Norman Müller. Erst zwei Tage vor dem Wettkampf am 31. August und 1. September wird er, ausgestattet mit Kühlweste, -stirnband und -halsband, in die "Brutkasten"-Stadt Osaka fliegen, "um mich vor dem Zehnkampf zu akklimatisieren".
Der aus Eisleben stammende Zehnkämpfer, der bei dem Verein Hallesche Leichtathletik-Freunde von Wolfgang Kühne trainiert wird, hat sich Ende Mai dieses Jahres in Götzis von zuvor 8 129 Punkten auf respektable 8 255 Zähler gesteigert und drei Wochen darauf in Ratingen mit 8 244 Punkten diese Leistung bestätigt. Damit steht er in der Welt an zwölfter Stelle, "eine Position, um die ich in Osaka kämpfen will", meint Norman Müller.
Es ist ihm recht, dass in Osaka die Augen auf Weltrekordler Roman Sebrle aus Tschechien, den Titelverteidiger Bryan Clay (USA), die Geheimfavoriten Andrei Krauchanka aus Weißrussland und Dmitiri Karpow (Kasachstan) und vielleicht auf den wiedergenesen WM-Vierten André Niklaus aus Berlin gerichtet sein werden. "Ich habe nichts zu verlieren und will attackieren", sagt der Dritte der Junioren-WM von 2004.
Müller gilt trotz seiner Jugend als ein Athlet, der den komplizierten Zehnkampf bereits gut im Griff hat und sich von plötzlichen komplizierten Bedingungen nicht von der Rolle bringen lässt. Auch hat er nicht lange gefackelt, nach einer Operation im vorigen Herbst am angerissenen Kreuzband des linken Knies fortan ungewohnt mit dem rechten Bein beim Hoch- und Weitsprung abzuspringen.
In Osaka wird er wieder das linke als Sprungbein nutzen können, doch das sieht der Hallenser nicht als entscheidend an: "Ich nehme die Dinge, wie sie kommen. Wenn es mit dem rechten Bein umso besser geht, wird es mich nur freuen."