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Leichtathletik Leichtathletik: Spätzünder auf Höhenflug

Von Rüdiger Fritz 17.07.2007, 20:25

Hengelo/Halle/MZ. - Rico Freimuth bezeichnet sich als einen Spätzünder in der Leichtathletik. Das hat aber überhaupt nichts damit zu tun, dass sich dem 19-Jährigen die Disziplinen des Zehnkampfes schwer erschlossen haben. Das Gegenteil ist der Fall. Erst mit 15 Jahren hat der gebürtige Meißener mit der Leichtathletik Bekanntschaft geschlossen, "weil ich keine Lust mehr zum Fußballspielen hatte und deshalb im Sport etwas anderes probieren wollte".

Dass der Athlet von den Halleschen Leichtathletik-Freunden bei den Zehnkämpfern gelandet ist, kann aber nicht als Zufall gelten. Ihm ist das, wenn auch mit gewisser Verspätung zu Tage getreten, gewissermaßen in die Wiege gelegt worden. Seine Mutter Anke Jachmann war auch eine bekannte Leichtathletin und gewann unter ihrem Mädchennamen Tröger den Junioren-Europameistertitel im Siebenkampf. Ricos Vater Uwe Freimuth gehörte in den 80er Jahren mit 8 792 Punkten zu den weltbesten Zehnkämpfern und war WM-Vierter 1983 in Helsinki.

Nun erlebt Rico Freimuth seine internationale Feuertaufe bei der morgen beginnenden Europameisterschaft der unter 20-Jährigen im niederländischen Hengelo. Als Achter der europäischen Jahresbestenliste zügelt der Fachabiturient noch seine Ambitionen. Aber der Höhenflug des von Wolfgang Kühne trainierten Athleten ist offensichtlich. Im vorigen Jahr stand seine Bestleistung bei 6 997 Punkten. Obwohl Rico Freimuth seit dem vergangenen Herbst wegen einer Knieverletzung vier Monate kürzer treten musste, hat er die neue Saison mit einem Paukenschlag eröffnet. Beim Mehrkampf-Meeting vor vier Wochen in Ratingen steigerte er seine persönliche Bestmarke gleich um sensationelle 427 Punkte auf 7 424 Zähler.

Da war selbst Trainer Kühne überrascht, den ein tragisches Ereignis vor zwei Jahren mit seinem veranlagten Schützling zusammen geführt hat. Rico Freimuth trainierte bis dahin in Dresden bei Bernd Großmann, bei dem einst auch Wolfgang Kühne als Zehnkämpfer aktiv war. Bernd Großmann verstarb 2005, woraufhin Rico Freimuth bei dem ihm bekannten Trainer aus Halle um Aufnahme bat, was umgehend geschah.

Wichtig für den jungen Mehrkämpfer ist auch die Nähe zu seiner Mutter, die ihm familiäre Geborgenheit gibt und aus der eigenen sportlichen Erfahrung manch wertvollen Rat parat hat. "Meine Mutter begleitet mich zu jedem Zehnkampf und ist mein Glücksbringer", sagt Rico Freimuth.

Den ersten seiner sechs Zehnkämpfe hatte Rico Freimuth vor vier Jahren mit etwa 5 200 Punkten beendet. Wenn er sich nun in Hengelo mit Europas Besten messen kann, dann hat dazu auch die Trainingspartnerschaft in Halle mit Norman Müller beigetragen, der schon bei 8 255 Punkten angekommen ist und bei der Weltmeisterschaft der Erwachsenen Ende August in Osaka starten wird. "Norman ist zwar auch erst 21 Jahre alt", meint Rico Freimuth, "aber von ihm kann ich mir eine Menge abschauen. Und wir unterstützen uns gegenseitig."