Leichtathletik Leichtathletik: Sebrle und Braun Sieger in Ratingen

Ratingen/dpa. - Im Schatten des übermächtigen WeltrekordlersRoman Sebrle sind die deutschen Zehnkämpfer um Dauerpatient FrankBusemann zu Sorgenfällen geworden. «Altmeisterin» Sabine Braun hatdagegen mit ihrem Sieg im Siebenkampf erneut einen Coup gelandet.Während der Tscheche Sebrle beim DLV-Mehrkampf-Meeting am Wochenendemit 8701 Punkten seine eigene Weltjahresbestleistung nur um 99 Zählerverfehlte, erfüllte Sebastian Knabe (Halle/Saale) als Sechster mit8099 Punkten die Norm für die Leichtathletik-Europameisterschaften imAugust in München. Mit seinem verletzungsbedingten Aus schriebderweil Busemann ein neues Kapitel seiner unendlichenLeidensgeschichte.
Drei Tage vor ihrem 37. Geburtstag übertraf die zweifacheWeltmeisterin Sabine Braun (Wattenscheid) wie schon vor zwei Wochenin Götzis mit 6254 Punkten die DLV-Norm für München (6200). Um diebeiden anderen Startplätze kämpfen nun beim Europacup der Mehrkämpferin 14 Tagen in Polen Sonja Kesselschläger als Zweite mit 6205Zählern, Kathleen Gutjahr (beide Neubrandenburg) als Vierte (6080)sowie Karin Ertl (Fürth/München), die nur Fünfte wurde (5955).Ausgerechnet die Münchnerin Karin Ertl droht nun auf der Strecke zubleiben, da sie als einzige die Norm noch nicht hat.
Den Saisonhöhepunkt wieder einmal abschreiben kann Busemann. Wegeneiner Achillessehnenverletzung, die am Samstag beim Weitsprung wiederaufbrach, beendete der Leverkusener sein Wettkampfjahr. «Das sindSchmerzen, mit denen ich nicht fertig werde. Ich weiß auch nicht,warum die Verletzungen immer zu mir kommen», meinte der deprimierteOlympia-Zweite von 1996. «Wer so viele Verletzungen hat, wirdirgendwann resignieren», kommentierte Ex-Weltrekordler Jürgen Hingsendessen Pech. «Ich würde ihm raten, den beruflichen Weg zu gehen.»
Doch Busemann will von einem Rücktritt nichts wissen. «Ich lassemich jetzt zusammenflicken. Nächsten Winter in der Hallensaisongreife ich wieder an.» Seit seinem WM-Bronze 1997 in Athen kommt der27-Jährige nicht mehr auf die Beine, lediglich ein siebter Platz beiden Olympischen Spielen in Sydney steht zu Buche. «So kann ich nichtabtreten», sagt Busemann. Sein Vater Franz-Josef, der ihn auch nichtmehr trainiert, kann dies alles nicht mehr mitansehen und war erstgar nicht in Ratingen.
«Man könnte heulen», meinte DLV-Präsident Clemens Prokop. «FrankBusemann wäre bei der EM die Kultfigur im Zehnkampf gewesen.» DerVerband kann jetzt nur noch auf den ebenfalls verletzten WM-SiebtenStefan Schmid (Karlstadt) hoffen, der bis zum Europacup wieder fitsein will. Die Berliner Jörg Goedicke und David Mewes gaben auf.
Mit großen Augen schauten die deutschen Teilnehmer auf Sebrle. Der«König der Athleten» blieb zwar deutlich hinter seinem Weltrekord von9026 Punkten zurück, stellte aber nur zwei Wochen nach seinem 8800ervon Götzis erneut seine Ausnahmestellung unter Beweis. Zweiter wurdeder Russe Lew Lobodin (8433) vor dem Isländer Jon Arnar Magnusson(8390). Auch sein früherer Trainingspartner, der dreifacheWeltmeister Tomas Dvorak (ebenfalls Tschechien), konnte Sebrlediesmal nicht gefährden. Für Olympiasieger Erki Nool aus Estland kamnach einem «Salto nullo» im Stabhochsprung das Aus.