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Leichtathletik Leichtathletik: Russische Kugelstoßerin verliert ihre Goldmedaille

26.08.2004, 14:05

Athen/dpa. - Das Internationale Olympische Komitee hat am Montag die russische Kugelstoßerin Irina Korschanenko wegen Dopingsdisqualifiziert und von den Olympischen Spielen ausgeschlossen. Dies teilte das IOC am Montag in Athen mit. Dadurch erhält dieMagdeburgerin Nadine Kleinert nachträglich die Silbermedaille. Gold geht nun an die Kubanerin Yumileidi Cumba. Korschanenko steht als Wiederholungstäterin vor einer lebenslangen Sperre.

Die 30-Jährige hatte am vergangenen Mittwoch im antiken Olympiamit der Weltjahresbestweite von 21,06 m triumphiert. Bei derKontrolle danach wurde in ihrem Urin das verbotene anabole Steroid Stanozolol gefunden. Kleinert wurde erst im letzten Durchgang von Cumba übertroffen (19,59 m) und lag nur vier Zentimeter hinter der Kubanerin. Bronze erhält nun die Russin Swetlana Kriweljowa.

Russlands Sportfans trösten sich bereits seit Tagen mit bitterem Humorüber das bislang schwache Auftreten ihrer Mannschaft bei denOlympischen Spielen in Athen hinweg. «Unsere Sportler entreißen derKonkurrenz das Wertvollste - die Bronzemedaillen. Die anderen müssensich mit Gold und Silber zufrieden geben», witzelt ein Russe imInternet.

Russland habe «nur eine von 96» Schwimmmedaillen gewonnen,kritisierte die Zeitung «Sport-Express». Ähnlich wie in Deutschlandist die Öffentlichkeit der Sport-Weltmacht enttäuscht, weil sich dieErwartungen nicht erfüllen. Einstige Helden wie der SchwimmerAlexander Popow oder die Turnerin Swetlana Chorkina halten mit derKonkurrenz nicht mehr mit.

Tiefpunkt war am Montag die Aberkennung der Kugelstoß-Goldmedaillevon Irina Korschanenko wegen Dopings. «Eine Bombe ist geplatzt, derenZünder schon lange vor den Spielen scharf gemacht worden ist»,schrieb «Sport-Express».

Erstmals machten weder russische Funktionäre noch die Medien einewestliche Verschwörung verantwortlich für den Skandal - wie noch beider Disqualifikation der Skilangläuferinnen Larissa Lasutina und OlgaDanilowa bei den Winterspielen 2002 in Salt Lake City. Die russischeSeite ziehe das Test-Verfahren in Athen nicht in Zweifel, sagteNikolai Durmanow, Leiter der Antidoping-Agentur des russischen NOK.

Immer mehr in Zweifel gerät dagegen das von der Welt-Antidoping-Agentur WADA anerkannte Moskauer Testlabor, in dem vor Athen alleMitglieder der russischen Olympia-Mannschaft negativ getestet wurden.Durmanow habe diesem erfreulichen Ergebnis aber nicht getraut und dieReise nach Athen schon vorher als «Kamikaze»-Unternehmen bezeichnet,berichtete «Sowjetski Sport».

Trotz der Hiobsbotschaften verbreitet der Delegationsleiter inAthen, Anatoli Kolessow, weiter Optimismus. Bei der Gesamtzahl derMedaillen «werden wir die Amerikaner und Chinesen nicht nur einholen,sondern übertreffen», sagte er.

Russland tut sich schwer damit, nicht mehr wie einst dieSowjetunion die Nummer 1a im Weltsport neben den USA zu sein. Dieletzten noch zu sowjetischen Zeiten trainierten Athleten beenden ihreKarriere, ähnlich wie für Deutschland in Athen die letzten positivenWirkungen der DDR-Sportförderung aufgezehrt sind.

Swetlana Chorkina, mit 24 Jahren längst eine ganz Große desTurnens, stellte ihre Niederlagen in der russischen Presse als eineArt Majestätsbeleidigung dar. Der russische NOK-Chef LeonidTjagatschow würdigte die großen Leistungen von WunderschwimmerAlexander Popow. Dessen ruhmloses Auftreten in Athen sei aber «keineTragödie», wurde im Internet ironisch behauptet. «Er ist jaschließlich nicht ertrunken.»