Leichtathletik Leichtathletik: Professoren berechnen ultimative Weltrekorde

Hamburg/dpa. - In einer Extremwert-Studiehat der Mathematik-Professor von der Universität Tilburg dieultimativen Weltrekorde in 14 Leichtathletik-Disziplinen berechnet.Und dazu noch die Qualität der Bestleistungen verglichen. DieBasisdaten, mit denen Einmahl und sein Kollege Jan Magnus ihreComputer fütterten, waren die Bestleistungen von 1546 Leichtathletenund 1024 Leichtathletinnen.
«Das ist eine sehr seriöse Studie, die Extremwert-Theorie alsTeilgebiet der Mathematik und Statistik eine anerkannte Wissenschaft.Wir haben die Leichtathletik-Weltrekorde analysiert, weil auch derSport von gesellschaftlichem Interesse ist», erklärte Einmahl ineinem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Der 49 Jahrealte Niederländer betrat mit dem Sport Neuland. Zuvor hatte derMathematiker beispielsweise extreme Aktienkurse, die notwendige Höhevon Deichen im Falle von Sturmfluten oder im Auftrag vonVersicherungsgesellschaften größtmögliche Schadensfälle berechnet.
Vor allem die Sprinter müssen sich sputen, wenn Einmahl und MagnusRecht behalten. Der 100-m-Weltrekord von Asafa Powell (9,77 Sekunden)könnte noch um 48/100 auf 9,29 verbessert werden, über 200 Meter(19,32/Michael Johnson) ist das Ende der Fahnenstange - lautExtremwert-Theorie - erst bei 18,63 Sekunden erreicht. Um eine halbeSekunde könnte Liu Xiangs Weltrekord über 110 m Hürden (12,88Sekunden) noch gedrückt werden.
Im Speerwurf der Männer (Jan Zelezny/98,48 Meter) sind sogar106,50 m drin, die berechnete Steigerung fällt mit 8,02 m deutlichgrößer aus als bei den Frauen: Nur 80 Zentimeter liegen zwischen demaktuellen Weltrekord der Kubanerin Osleidys Menendez (71,70) und demvom Computer berechneten Maximum (72,50). In der Qualitäts-Ranglistestehen die Weltrekorde von Menendez (1) und Zelezny (2) ganz oben.
Überraschend mutet die Prognose für die Marathon-Weltrekorde an:Die Frauen können noch viel, viel schneller, bei den Männern ist kaumnoch «Luft» drin. Nur um 49 Sekunden kann die Top-Zeit von PaulTergat (Weltrekord 2:04:55) nach Ansicht der Extremwert-Forscher nochunterboten werden - bei den Frauen sind es immerhin 8:50 Minuten. Dadürfte selbst Paula Radcliffe, mit 2:15:25 Stunden die schnellsteMarathonläuferin der Welt, verdutzt den Kopf schütteln.
«Für viele Leichtathleten ist das sicher deprimierend, wenn siemit unseren Extremwerten konfrontiert werden», meint Einmahl. Ein«Unmöglich» gibt es in seinem Metier nicht, ein «Unglaublich» schon.Oder anders: Das Unglaubliche ist nicht unmöglich. «Wer hätte schongeglaubt, dass Bob Beamon am 18. Oktober 1968 8,90 Meter weitspringt», fragt der Forscher. «Dass ein Mensch überhaupt zu so einerLeistung fähig ist?» Gleich um 55 Zentimeter hatte der Amerikaner denWeltrekord damals in der Höhe von Mexiko-City verbessert - einensolchen Quantensprung gab es in der Leichtathletik noch nie.
Im Gegensatz zu früheren Weltrekord-Studien haben die TilburgerProfessoren die Bestleistungen nicht über lange Zeiträume hinweganalysiert und auch keine physiologischen Daten erhoben. «Größe,Gewicht, Alter, Muskelmasse oder Talent spielten keine Rolle. Auchdie Zeitprogression war nicht unsere Methode. Wir haben gar nicht dieAbsicht, den Weltrekord im Jahr 2525 vorauszusagen», betont Einmahl.