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Leichtathletik Leichtathletik: Olympiasiegerin Karin Balzer glaubt an Sohn Falk

Von Peter Juny 03.06.2003, 14:55

Chemnitz/dpa. - Das Familienunternehmen Balzer hat sich die schnelle Rückkehr von Sohn Falk in die Hürdensprint-Weltspitze nach verbüßter Dopingsperre auf die Fahnen geheftet. «13,10 bis 13,15 Sekunden sollten kein Problem sein. Falk hat sich in Technik und Schnelligkeit positiv entwickelt und ist besser als vor zwei Jahren», ist seine Mutter und Trainerin Karin Balzer überzeugt, die am Donnerstag 65 Jahre alt wird.

Das Training in Spanien sei sehr positiv verlaufen, nun müssten Wettkämpfe Routine und Sicherheit bringen. Beim missglückten Comeback im Winter bei den deutschen Hallen-Titelkämpfen in Leipzig habe der Filius ein «echtes psychisches Problem gehabt, wieder schlagartig im Rampenlicht» zu stehen. «Zwei Jahre lassen sich nicht einfach wegstreichen. Wenn ich unschuldig bin, sind sie ziemlich deftig», betont Karin Balzer. Sie führt den zu hohen Nandrolon-Wert bei ihrem 1,95 m großen Sprössling auf die körpereigene Produktion nach einem Armbruch zurück.

Die Familie Balzer hat sich mit Leib und Seele dem Hürdensprint verschrieben. Karin Balzer legte unter der Führung ihres inzwischen 82 Jahre alten Mannes Karl-Heinz mit dem Olympiasieg von 1964 in Tokio und drei EM-Titeln hintereinander den Grundstein zur Balzer- Ära. «Falk kommt wieder, es läuft wieder gut», freut sich die Mutter. Der EM-Zweite und Weltcupsieger von 1998 besitze gute koordinative Fähigkeiten, wobei ihm seine frühere Ballettausbildung als ehemaliger Eiskunstläufer zugute komme.

Die viermalige Olympia-Teilnehmerin war 17 Jahre aktiv, erzielte sieben Weltrekorde und beendete ihre Laufbahn mit Platz drei bei den Olympischen Spielen 1972 in München. Über ihre damalige Zeit von 12,90 Sekunden wären die deutschen Hürdenläuferinnen von heute froh. Karin Balzer kritisch: «Sie sind nicht sprintschnell genug, zudem ist die Technik nicht ausgefeilt.» Sie selbst war eine ausgesprochene Vielstarterin, hatte vor ihrem Olympiasieg bereits 32 Rennen absolviert. «Ich hatte jedes Wochenende Wettkampf, das brachte Härte und Sicherheit.»

Die Balzers waren und sind keine leichten Partner. Nach einem Zwischenspiel 1958 in Ludwigshafen kehrte sie wieder in die DDR zurück. Nach der Wende wurde der Vertrag von Karin Balzer nach Querelen als Honorartrainerin beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) nicht verlängert. Sohn Falk wurde durch sein rüpelhaftes Verhalten gegenüber Mitkonkurrenten zum «bad boy» und trotz Qualifikation erst verspätet ins Olympia-Team für Sydney berufen.

Lachen muss Karin Balzer, wenn sie an einen Testwettkampf 1971 vor den Europameisterschaften in Helsinki erinnert wird, bei dem sie am 31. Juli in Berlin mit 12,6 Sek. Weltrekord lief. Auf Anordnung der DDR-Verbandsführung sollte diese Leistung zunächst nicht gemeldet werden und kam erst verspätet auf Anweisung des verstorbenen DTSB- Chefs Manfred Ewald ans Tageslicht. «Man wollte mir damit die Favoritenbürde nehmen, aber Favoritin war ich so oder so», erinnert sich Karin Balzer. Dieser Rolle wurde sie mit dem dritten EM-Titel gerecht.