Leichtathletik-EM Leichtathletik-EM: Sportler fiebern den Wettkämpfen entgegen

München/dpa. - Die deutschen Leichtathleten fiebern dem erstenWettkampftag bei den 18. Europameisterschaften in München entgegen.«Ich bin wie ein Rennpferd, das endlich losgelassen werden will»,sagte 400-m-Favorit Ingo Schultz stellvertretend für seine 91Teamkollegen. Mit 1289 Athleten aus 47 Ländern verkündete HansjörgWirz (Schweiz), der Präsident des Europäischen Leichtathletik-Verbandes (EAA), am Montag einen Teilnehmerrekord. Vor vier Jahren inBudapest waren 1259 Sportler aus 44 Nationen dabei. Die insgesamt 46Entscheidungen beginnen am Dienstag unter höchstenSicherheitsvorkehrungen. Besonders bewacht im Athletendorf werden dieIsraelis.
Auf die ersten Medaillen müssen der DLV und die Zuschauer wohlnoch etwas warten. Bei den drei Entscheidungen zum Auftakt -Kugelstoßen und 20 km Gehen der Männer sowie 10 000 m der Frauen -sind die Gastgeber nur Außenseiter. Für die Knalleffekte am Mittwochsollen Weitsprung-Olympiasiegerin Heike Drechsler, die ihren fünftenTitel in Folge gewinnen kann, sowie Dieter Baumann über 10 000 msorgen. «Ich gehe locker an die Sache, aber ich werde kämpfen»,versprach die 37-jährige Wahl-Karlsruherin vor ihrem EM-Abschied. Inden Vorkämpfen am Dienstag tritt neben Drechsler und Vize-WeltmeisterSchultz auch Sprinterin Sina Schielke (beide Dortmund) an.
Die Funktionäre warnen jedoch vor allzu hohen Erwartungen an dasdeutsche Team, das vor vier Jahren in Budapest mit 23 Medaillen -darunter acht Mal Gold - glänzte. Auch einen Vergleich mit dengrandiosen Schwimmern bei der EM in Berlin lehnte Helmut Digel ab.«Unsere Athleten haben sich hier nicht mit Schwimmern zu messen,sondern mit den anderen Teilnehmern Europas», betonte der Präsidentdes Organisationskomitees und langjährige deutsche Verbandschef. DieEM im Olympiastadion sei zudem die «viel größere Veranstaltung».
Der Countdown läuft, nur das Wetter bereitet den «Machern» Sorgen.Sonntagabend brachte ein Wolkenbruch die letzten Vorbereitungendurcheinander, und für diese Woche ist immer wieder Regen angesagt.«Wenn es noch mal so stark wie am Sonntag schütten sollte, müsstenwir die Wettkämpfe unterbrechen», sagte Digel.
Der Vize-Präsident des Weltverbandes IAAF warnte auch vor derGefahr, dass solche Ereignisse überschätzt werden. «Wir werden keinenBasketball-Effekt mit einer Beitrittswelle haben», sagte derSportsoziologe aus Tübingen: «Es ist eher wichtig, dass der DLV deneinen oder anderen Partner aus der Wirtschaft hier findet.»
Im für 3,8 Millionen Euro aufpolierten Olympiastadion soll auchder historische Bogen zur Olympiade 1972 geschlagen werden.Zahlreiche Olympiasieger von damals - unter anderen die Sprint-Doppelsieger Renate Stecher (Jena) und Waleri Borsow (Russland) sowiedie dreifache Medaillengewinnerin Heide Ecker-Rosendahl - sollenwährend der sechs Wettkampf-Tage immer wieder ins (Fernseh-)Bildgerückt werden. Das offizielle Maskottchen «Eurolympi» symbolisiertebenfalls die Verbindung.
Dunkelste Erinnerungen an 1972 werden beim Thema Sicherheitgeweckt. Sechs bis acht Prozent des Gesamtbudgets (7,5 MillionenEuro) werden 30 Jahre nach dem Überfall palästinensischer Terroristenauf die israelische Olympia-Mannschaft dafür ausgegeben. «Wir habeneinen Standard wie bei Olympischen Spielen», erklärte Wirz. «Das istaber kein Gefängnis, sondern ein sehr schönes Athletendorf», sagteDigel. Bereits vor zwei Jahren wurde mit der Entwicklung desSicherheitskonzepts begonnen, beteiligt ist auch dasBundesinnenministerium. Wie viele Polizisten und private Security-Kräfte im Einsatz sind, darüber wollte das OK keinen Angaben machen.
