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Leichtathletik Leichtathletik: Die Helden von München '72 bei der EM

Von Ulrike John 02.08.2002, 14:29
Die frühere deutsche Hochspringerin Ulrike Nasse-Meyfarth steht am 27.06.1997 (Archivbild) vor einem Foto ihres «Gold-Sprunges» bei den XX. Olympischen Sommerspielen 1972 in München. Der sensationelle Höhenflug der damals 16 Jahre jungen Sportlerin ist auch 30 Jahre nach dem Erfolg von damals unvergessen. Ulrike Nasse-Meyfarth ist heute Mitglied der Athletenkommission des Weltverbandes IAAF und arbeitet als Talentsichterin beim TSV Bayer 04 Leverkusen. dpa (zu dpa-Korr. "Helden von München '72 bei EM - Rosendahl: 'Erinnerungen geweckt'" am 02.08.2002)
Die frühere deutsche Hochspringerin Ulrike Nasse-Meyfarth steht am 27.06.1997 (Archivbild) vor einem Foto ihres «Gold-Sprunges» bei den XX. Olympischen Sommerspielen 1972 in München. Der sensationelle Höhenflug der damals 16 Jahre jungen Sportlerin ist auch 30 Jahre nach dem Erfolg von damals unvergessen. Ulrike Nasse-Meyfarth ist heute Mitglied der Athletenkommission des Weltverbandes IAAF und arbeitet als Talentsichterin beim TSV Bayer 04 Leverkusen. dpa (zu dpa-Korr. "Helden von München '72 bei EM - Rosendahl: 'Erinnerungen geweckt'" am 02.08.2002) dpa

Stuttgart/dpa. - 30 Jahre nach München '72 gibt es bei denLeichtathletik-Europameisterschaften für die Olympia-Helden einWiedersehen: Heide Ecker-Rosendahl, Renate Stecher, Ulrike Nasse-Meyfarth, Klaus Wolfermann und viele mehr werden nächste Woche imOlympiastadion sitzen und in Erinnerungen schwelgen. Der DeutscheLeichtathletik-Verband (DLV) hat nicht nur alle 170 deutschenEuropameister, sondern auch die Olympiasieger von damals mit Ticketsfür die am Dienstag beginnende EM ausgestattet. «Wenn ich in diesesStadion komme», freut sich die inzwischen 55 Jahre alte Heide Ecker-Rosendahl, «ist da immer gleich wieder die Verknüpfung mit 1972. 30Jahre sind eine lange Zeit, aber die Erinnerung an die Spiele wirdimmer wieder geweckt.»

Die goldenen Tage von München: Heide Rosendahl war der Star mitihrem Triumph im Weitsprung, dem zweiten Platz im Fünfkampf und mitihrem furiosen Schlusslauf für die 4 x 100-m-Staffel. Damals ranntesie ausgerechnet DDR-Schlussläuferin Renate Stecher davon, die zuvorüber 100 und 200 m gewonnen hatte. Oder der sensationelle Weltrekord-Höhenflug der 16 Jahre jungen Ulrike Meyfarth, Hildegard Falcksfurioser 800-m-Lauf, Wolfermanns Speerwurfsieg mit zwei ZentimeternVorsprung, Bernd Kannenbergs von 100 000 Zuschauern an der Streckebejubelter Sieg über 50 km Gehen. Gleich acht Mal Gold holte diedamalige DDR - neben Renate Stecher unter anderem Speerwerferin RuthFuchs und Stabhochspringer Wolfgang Nordwig.

«Die Erfolge von damals leben immer noch in einem», sagt RenateStecher, die heute beim Studentenwerk Jena angestellt ist. «Aber eineEuropameisterschaft kann man nicht mit Olympischen Spielenvergleichen. Ich glaube nicht, dass da so viel Stimmung rüberkommtwie 1972.» Ihre ehemalige Konkurrentinnen und Mitstreiterinnen wirdsie am 9. August in Erding treffen. Für diesen Tag hat Wolfermann einTreffen der «72er» organisiert. Auch Ulrike Nasse-Meyfarth wirderwartet. Sie ist heute Mitglied der Athletenkommission desWeltverbandes IAAF.

Als Talentsichterin beim TSV Bayer 04 Leverkusen läuft sie fastjeden Tag Heide Ecker-Rosendahl über den Weg: Die ist auch bei ihremehemaligen Verein tätig - als stellvertretende Abteilungsleiterin.Außerdem ist sie noch Besitzerin zweier Fitnessstudios und für dieDüsseldorfer Olympia-Bewerbung aktiv. Zuvor war sie beim DLV achtJahre lang Athletenbeauftragte bzw. Vizepräsidentin. Eine vielbeschäftigte und nach wie vor viel gefragte Frau. «Zur Zeit häufensich wieder die Interviewanfragen», sagt Heide Ecker-Rosendahl.

Ursprünglich wollte sie in München ihrem Sohn Danny die Daumendrücken: Doch der hochtalentierte 6,00-m-Stabhochspringer musste amDonnerstag wegen einer Schulterverletzung seine EM-Teilnahme absagen.Im April hatte sich seine Mutter, die zweimalige «Sportlerin desJahres», das Athletendorf in München angeschaut. «Manches hatte ichanders im Gedächtnis. Ich weiß nicht, ob die Erinnerung immer so mitdem übereinstimmt, was damals war», sagt sie nachdenklich.

Wolfermann betreut als «Promi» während der EM verschiedene Firmen.Der ehemalige Speerwerfer hofft, dass durch Erfolge in München«wieder mehr Drive» in die olympische Kernsportart kommt. «DieLeichtathletik krankt. Das fängt im Schulsport an, geht weiter überdie Trainer und Verbände», kritisiert er. «Da sind zu wenig alteSpitzenathleten in den Ämtern. Die Leichtathletik muss auf den Levelkommen, dass die Wirtschaft sie wieder annimmt. Außerdem muss derNachwuchs mehr unterstützt werden und man sollte die Zahlungen derTopathleten kürzen.» 30 Jahre nach München 1972 glänzt eben nichtmehr alles, was damals Gold war.