Leichtathletik Leichtathletik: Auf dem Weg nach Olympia
Jeßnitz/MZ. - "Dafür lohnt sich das Training", sagt der Blondschopf, ohne großes Aufheben um die jetzt errungen Meriten zu machen. Doch er freut sich, sonnt sich gern im Erfolg und genießt die Anerkennung in einem Bereich, in den er erst langsam hineingewachsen ist. Sven Laaß war nicht immer behindert. Seine rechte Hand verlor er nach der Explosion eines selbst gebastelten Feuerwerkskörpers. Fast vier Jahre ist das mittlerweile her. "Es war nicht leicht für uns alle, ihn traf es natürlich am Härtesten", betont Mutter Kathrin Laaß und sieht im Sport einen Bereich, in dem sich ihr Sohn Selbstwertgefühl und Anerkennung durch andere zurückholen kann. "Das ist so wichtig für junge Menschen. Ich bin heute noch dankbar, dass ihn sein Schulkamerad Jonas Ziegler mit zur Leichtathletik genommen hat." Dort - beim SV Halle - hat Sven beim Schnuppertraining der Leichtathleten mitgemacht und ist hängen geblieben.
Er geht auf in seinem Sport, freut sich, wenn er Bestzeiten knackt, ärgert sich, wenn sich Erfolge nicht so schnell wie gewollt einstellen. Dafür wird er geschätzt im Verein, genießt das Vertrauen seines Trainers Ulf Karge. "Dienstag und Donnerstag trainiere ich in Halle, an den anderen Tagen mache ich die Hausaufgaben des Trainers, laufe, mache etwas Krafttraining." Ohne dabei die Schule zu vergessen.
Denn würden hier die Leistungen nicht mehr ausreichen, wäre Schluss mit dem Sport, sagt Mutter Kathrin energisch. "Vom Sport kann man sich nichts kaufen", fügt sie hinzu. "Vom Golfen schon", widerspricht Sven jugendlich frech. Er sei zwar nicht der Musterschüler, sagt er. Aber trotz des Sports hätten sich die Noten in diesem Jahr verbessert. "Das zählt", weiß Kathrin Laaß. Dabei hat Sven ein sportlich selten wahrgenommenes Mammutprogramm absolviert.
Bereits ein halbes Jahr nach seinen ersten Trainingseinheiten startete er in Leverkusen bei den Deutschen Hallenmeisterschaften, stand dort als Dritter bereits auf dem Siegerpodest. Es folgten Trainingslager, das Knacken der Norm für die WM-Nominierung, die Berufung in den deutschen U 16-Kader und schließlich die erfolgreiche Reise nach Dublin. Dort holte er nicht nur den Titel im Sprint. Auch die beiden achten Plätze über 800 Meter und im Weitsprung könnten sich sehen lassen, meint das Talent. "Schließlich startete ich eine Altersklasse höher - und war immerhin nicht Letzter."
Mit dem Titel in der Tasche hat Sven Laaß aber längst nicht alle Träume ausgeträumt. Die Paralympics 2008 in Peking seien wahrscheinlich noch eine zu hohe Hürde. "Aber 2012 in London, das wäre was", schwärmt der Jeßnitzer, der nächstes Jahr unbedingt zum Training nach Südafrika möchte.
Mutter Kathrin sieht sich bei solchen Wünschen zwischen Baum und Borke, freut sich über den wieder gewonnenen Ehrgeiz ihres Sohnes, fragt sich aber auch, woher sie das Geld für die ganzen Reisen nehmen soll. Denn nicht immer zahle wie im Falle Dublin der Verband. "Vielleicht", hofft sie, "findet sich aber ein Gönner, der vom Ehrgeiz Svens und seiner Truppe angetan ist." Die außergewöhnliche Karriere des Jeßnuitzers hätte dies auf jeden Fall verdient.