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Leichtathletik Leichtathletik: Astrid Kumbernuss beendet glanzvolle Karriere

04.09.2005, 14:23
Die Neubrandenburger Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss (M.) trinkt zum Abschluss ihrer Karriere ein Glas Sekt mit ihren langjährigen Weggefährtinnen Nadine Kleinert (l.) und Katrin Neimke, aufgenommen am 03.092005 nach einem Meeting im Olympischen Dorf von 1936 in Elstal (Brandenburg). (Foto: dpa)
Die Neubrandenburger Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss (M.) trinkt zum Abschluss ihrer Karriere ein Glas Sekt mit ihren langjährigen Weggefährtinnen Nadine Kleinert (l.) und Katrin Neimke, aufgenommen am 03.092005 nach einem Meeting im Olympischen Dorf von 1936 in Elstal (Brandenburg). (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Berlin/dpa. - Nach einer Steigerung auf 18,39 Meter riss die35-jährige Neubrandenburgerin noch einmal die Arme in die Höhe undjubelte, als hätte sie gewonnen. «Ich bin wirklich sprachlos, mit sovielen Zuschauern hatte ich nicht gerechnet. Das war ein traumhafterAbschluss in einem tollen Rahmen», sagte sie nach Rang vier.

Als die Olympiasiegerin von 1996 in Atlanta ihrer langjährigenWeggefährtin, der Athen-Zweiten Nadine Kleinert (Magdeburg) zum Siegmit 19,19 Metern gratulierte, rollten bei beiden Tränen der Rührung.«Es geht eine ganz große Karriere der deutschen Leichtathletik zuEnde. Da ist schon Abschiedsschmerz vorhanden», sagte der Präsidentdes Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Clemens Prokop. «AstridKumbernuss hat eine tolle Erfolgsserie hingelegt und ein großes StückKugelstoß-Geschichte geschrieben.»

Für Trainer Dieter Kollark, den ehemaligen Lebensgefährten, war esein eher «trauriger Moment». Nur der sieben Jahre alte Sohn Philipzeigte kaum Regung. Er hatte während des Wettkampfes ein Siegerpodestgezeichnet mit einer Person auf der höchsten Stufe. Ob das seineMutter sein sollte, blieb sein Geheimnis. «Auf den Abschied habe ichmich lange vorbereitet und falle in kein Loch», sagte AstridKumbernuss. Im Oktober beginnt sie ein Pflegemanagement-Studium.

«Ich hatte bis zum dritten Platz bei den Olympischen Spielen inSydney zehn supertolle Jahre und würde alles noch einmal so machen.Ich habe dazu beigetragen, das Kugelstoßen der Frauen hoffähig zumachen und gezeigt, dass es nicht nur rohe Gewalt ist», betonte dieerfolgreichste Kugelstoßerin der Welt. Dazu gehörte auch, dass sieDoping-Praktiken anprangerte und verurteilte wie bei ihrerlangjährigen Rivalin Wita Pawlitsch (Ukraine), die zwei Mal überführtund lebenslang gesperrt wurde. «Astrid war immer zu Dopingkontrollenerreichbar, während andere Konkurrentinnen abtauchten», sagte Prokop.

Die Neubrandenburgerin (Bestleistung 21,22 Meter) hat allesgewonnen, was es zu gewinnen gab: Sie schaffte 1995, 1997 und 1999den Titel-Hattrick als Weltmeisterin. Der dritte Sieg hintereinanderhat für das Erfolgsgespann Kumbernuss/Kollark einen besonderenStellenwert, gelang er doch nach 20 Monaten Wettkampfpause wegen derGeburt des gemeinsamen Sohnes. Der Olympiasieg und der EM-Titel 1990sowie 53 Siege hintereinander vom 11. Februar 1995 bis zur Hallen-WM1997 beweisen die dominierende Rolle von Astrid Kumbernuss.

In ihrer besten Zeit brachten sie dank eiserner Disziplin auchVerletzungen nicht vom Erfolgskurs ab. Erst als die gesundheitlichenProbleme (Kollark: «mentaler und körperlicher Verschleiß») nachsieben Knie- und einer Schulteroperation immer stärker wurden,blieben die Erfolge aus. Bei den Olympischen Spielen in Athenüberstand die angeschlagene Kumbernuss die Qualifikation nicht mehrund vergoss bittere Tränen der Enttäuschung.