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Lang lebe Ned Devine

03.01.2010, 23:15

Hamburg/dpa. - Gebannt verfolgt ein alter Mann vor dem Fernseher die Ziehung der Lottozahlen. Dabei bricht er in Jubelschreie aus. Aufgeregt stürzt seine Frau zu ihm ins Wohnzimmer.

Doch leider ist das eine Fehlanzeige. Jackie O'Shea (Ian Bannen) hat sie nur ausgetrickst, um schneller an seinen Apfelkuchen zu kommen. In seinem köstlichen Kino-Debüt «Lang lebe Ned Devine!» (Arte, 21 Uhr) nimmt der britische Autor und Regisseur Kirk Jones die Bewohner eines verschlafenen Fischerdorfes unter die Lupe, die durch eine Sensationsmeldung aus ihrem Alltagstrott gerissen werden. Denn jemand aus ihrer 52-Seelen Gemeinde Tullymore hat tatsächlich den Jackpot geknackt.

Auch Jackie erfährt diese brandheiße Nachricht aus der Zeitung und eilt damit sofort zu seinem besten Freund Michael O'Sullivan (David Kelly). Ihr Entschluß steht fest: Sie werden herauskriegen, wer dieser Glückspilz ist und ausgiebig mit ihm feiern. Vielleicht ist er dann bereit, seinen Gewinn mit ihnen zu teilen. Für das schrullige Senioren-Duo, das nach bester Walter Matthau/JackLemmon-Manier für umwerfende Situationskomik sorgt, hat der Regisseur mit den beiden irischen Schauspielern Ian Bannen und David Kelly die Idealbesetzung gefunden.

Ihre ersten Recherche-Anstrengungen, den Lotto-König zu ermitteln, verlaufen allerdings erfolglos. Mit List und Tücke besorgen sich die beiden pfiffigen Senioren die Liste der Lottospieler des Ortes. Diese 18 «guten Freunde» werden zu einem Dinner mit Huhn eingeladen, wo sich bei reichlich Whiskey ihre Zungen lösen sollen. Doch keiner von ihnen scheint das große Los gezogen zu haben. Da entdeckt Jackies Frau (Fionnula Flanagan), daß einer der 18 Hühnchenschenkel übrig geblieben ist. Ausgerechnet Ned Devine, der sonst keine Feier ausläßt, ist nicht gekommen. Dem alten Fischer ist vor Freude über seinen Lottogewinn das Herz stehen geblieben. Für Jackie und Michael ist das noch lange kein Grund, die knapp sieben Millionen Pfund einfach abzuschreiben.

Mit viel Charme, Herz und britischem Humor ist Kirk Jones eine erfrischende Komödie gelungen, die augenzwinkernd die menschlichen Wünsche und Schwächen aufzeigt. Mit dieser dramaturgisch ausgefeilten Charakterstudie stellt der gelernte Cutter zugleich sein Gespür für perfektes Timing unter Beweis. Seine rasant inszenierten Parallelmontagen sorgen für ein atemberaubendes Tempo, das die Handlung federleicht vorantreibt und für beschwingte Unterhaltung sorgt.