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Kultur Kultur: Vergessene Sangerhäuserin nun in aller Munde

Von Steffi Rohland 13.05.2001, 11:22

Sangerhausen/MZ/sro. - Ob es das schon einmal gegeben hat? Minutenlanger Beifall in der St. Ulrici Kirche und wenige Minuten später eine große Menschentraube vor der Kirchentür, die in der Abendsonne stehen bleibt, um über das eben Erlebte zu diskutieren. Es war das Theaterstück über Jutta von Sangerhausen, das die Leute beeindruckt und nachdenklich gestimmt hatte.

Die Fraueninitiative e.V. war vor geraumer Zeit von der Frage ausgegangen: "Gibt es eine Frauengestalt in der Geschichte von Sangerhausen, über die es sich zu reden lohnt?" Sie fand Jutta, die Gattin des Ritters von Sangerhausen. Eine Frau mit beeindruckender Biografie. Die Umsetzung des historischen Stoffes ist den Mitwirkenden gelungen. Denn trotz der zeitlichen Entfernung, Jutta lebte von 1220 bis 1260, ist der Inhalt des Stückes so aktuell wie nie.

Wer aus dem Publikum kannte schon die Jutta? Bisher erinnert nichts in Sangerhausen an ihr Dasein. "Kein Haus, kein Platz, keine Straße, nicht mal eine Rose wurde im Rosarium nach ihr benannt", hieß es zu Beginn der Aufführung. Schon deshalb war es erstaunlich, dass die Bänke in der Kirche voll besetzt waren. Wer kurz vor der Aufführung kam, musste sich mit den hintersten Bankreihen begnügen. Das Publikum wurde für sein Kommen am Freitagabend belohnt: mit der Neuigkeit über eine historische Sangerhäuser Frau, an die es sich zu erinnern lohnt.

Selbst die Entstehungsgeschichte des Theaterstückes ist beeindruckend. Denn nach den Archivrecherchen bemühte sich die Fraueninitiative e.V. um Mitgestalter, um Stationen aus dem Leben der "Schwester der Armen" darzustellen. Und so war es indirekt wieder Jutta, die auch in heutiger Zeit viele unter einen Hut brachte. Jugendliche aus dem evangelischen Jugendzentrum und der Singekreis der katholischen Gemeinde gestalteten unter anderem das Theaterstück.

Beeindruckend war die schauspielerische Leistung der Andrea Knorr als Jutta. Trotz Abitur-Stress hatte sie die Hauptrolle gespielt. Am Ende spendete das Publikum gern. Der Erlös wird ganz im Sinne der Jutta von Sangerhausen verwendet: für die Arbeit der Maria Elisabeth Jakubowitz, einer Sangehäuserin, die nach Sibirien ging, um in Omsk alte und kranke Menschen zu pflegen.