Kulpenberglauf Kulpenberglauf: Trinken schadet Laufen nicht
Bad Frankenhausen/MZ. - Die modische Sonnenbrille ist nicht nur cool, sie kaschiert auch die Ringe unter den Augen von Michael Müller. Der Ausnahmeläufer vom SV Glückauf Sondershausen ist sich an diesem Sonntag Morgen nicht klar über seine Leistungsstärke. Bis in die Nacht um 4 Uhr hatte der Gymnasiast bei seiner Abi-Feier so richtig zugeschlagen. Zum Filmriss ist es freilich nicht gekommen, "weil ich mir den Start beim Kulpenberglauf nicht entgehen lassen wollte.
Ich habe nur so viel getrunken, dass ich noch geradeaus gehen konnte." Gemeinsam mit 42 Läufern nimmt er den 7,8 Kilometer langen Aufstieg zum Kulpenberg in Angriff. 339 Höhenmeter müssen die Aktiven bezwingen. Am Fuße des Fernsehturms warten bereits Lutz Heckert und Heinz Schneider vom SV Kyffhäuser, dem Ausrichter. Beide spekulieren über mögliche Sieger und Platzierte des Kreisranglistenlaufes. Wichtig ist auch eine andere Frage: Kann der Streckenrekord von knapp unter 30 Minuten geknackt werden? Nein, die Bestzeit ist heute nicht in Gefahr.
In der frischen Waldluft mit ihrem hohen Sauerstoffgehalt schwitzt Müller die Promille heraus. Im Ziel hat er mit 33:41 Minuten sieben Sekunden Vorsprung auf Thomas Enkardt (Mühlhausen). Auch Wolfgang Schleicher vom SV Kyffhäuser ist mit seiner Zeit von 33:55 nicht weit vom Sieger entfernt. "Ich habe mich heute ganz gut gefühlt. Im letzten Jahr war ich dagegen total breit. Ich bin zufrieden, auch wenn ich gerne gewonnen hätte", gibt Schleicher zu Protokoll. Mittlerweile trudeln immer mehr Läufer ein. Die Fleißbienen des SV Kyffhäuser haben einen mobilen Erfrischungs-Trakt aufgebaut.
Zum Abkühlen wurden extra große Wasserbehälter mit zum Fernsehturm transportiert. Aus Schüsseln spritzen sich die erschöpften Sportler das Wasser auf ihre Körper. Andere gönnen sich gleich eine Dusche. Mit Claudia Bachmann (Mühlhausen) überquert die erste Frau nach 41:04 Minuten den Zielstrich. Dann kommt Jürgen Ellerkamm aus Bad Frankenhausen, Anfang der 90-er Jahre der Begründer des Laufes. "Ich habe nach einer zusätzlichen Attraktion gesucht. Es sollte nur bergauf gehen, nicht hoch und runter." Die Tour zum Kulpenberg wurde damals schnell bekannt, hatte zwischenzeitlich sogar den Status eines Deutschland- und Thüringencups.
Und noch einmal schallen Anfeuerungsrufe durch den Wald. Erich Banisch, der über 80-jährige Recke aus Heringen, hat es geschafft. Bei seiner Leistung vom letzten Platz zu sprechen, wäre eine Beleidigung. Eine Stunde, zehn Minuten und 13 Sekunden lautet sein Resultat. "Die Zeit wollte ich erreichen", freut sich das Urgestein. Übrigens hat der Großteil der Läufer noch einmal die 7,8 Kilometer vor sich. Nur dieses Mal nach unten.