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Kroatien Kroatien: «Halb-Kroate» Bobic warnt: «Unberechenbar»

Von Jens Mende und Oliver Hartmann 17.02.2004, 17:02
Fredi Bobic fasst sich im August 2004 nach einer vergebenen Torchance an den Kopf (Foto: dpa).
Fredi Bobic fasst sich im August 2004 nach einer vergebenen Torchance an den Kopf (Foto: dpa). dpa

Split/dpa. - Christian Wörns will von jenem 4. Juli 1998 am liebsten nichts mehr wissen, für Fußball-Kroatien verbindet sich mit der WM in Frankreich die bisherige Sternstunde. Nach Rot für Wörns und einem deprimierenden 0:3 war Deutschland im Vierrtelfinale raus aus dem WM-Turnier, Suker und Co. dagegen holten sich Platz drei. «So sind die Kroaten: unberechenbar. Wenn sie einen Lauf haben, können sie jeden schlagen. Wenn es aber nicht klappt, geht auch mal gar nichts», beschrieb Fredi Bobic den nächsten Konkurrenten der DFB-Elf.

«Praktischerweise müssten die Kroaten dieses Mal gewinnen, dann reißen sie bei der EM gar nichts mehr», scherzte Bobic. Er muss es wissen als «Halb-Kroate». Zwar ist der Berliner Stürmer in Slowenien geboren, doch seine Mutter ist Kroatin «und in mir fließt auch ein bisschen kroatisches Blut», so der 32-Jährige. Gegen Deutschland fehlen allerdings einige Stammkräfte wie Igor Tudor (Juventus), Tomo Sokota (Benfica) und auch Jungstar Niko Kranjcar (Dinamo Zagreb).

«Temperamentvoll und technisch unheimlich stark», so kennzeichnete Bobic die Vorzüge der kroatischen Ballspieler. Wenn auch die nächste Generation nach Davor Suker, Alen Boksic und Robert Prosinecki am Erbe ihrer Vorgänger noch kräftig knabbern. Als Zweiter vor Belgien hat sich Kroatien in zwei K.o.-Spielen gegen Slowenien (1:1, 1:0) für die EM-Endrunde in Portugal qualifiziert. Und dort will sich das Team von Coach Otto Baric nicht verstecken.

«Frankreich und England haben viele Stars, aber wir haben keine Angst», betonte der 70 Jahre alte Baric. Außerdem wartet noch die erstarkte Schweiz als Vorrunden-Gegner. «Die meisten Nationalspieler stehen in den großen europäischen Ligen unter Vertrag», meinte Bobic. Niko Kovac und Josip Simunic kommen vom Bobic-Club Hertha BSC. Robert Kovac (FC Bayern), Marko Babic (Bayer Leverkusen), Boris Zivkovic (VfB Stuttgart) und Ivan Klasnic (Werder Bremen) komplettieren das Bundesliga-Sextett.

«Es kann sein, dass ich gegen Fredi spiele. Das wird ein riesiges Vergnügen. Und ich werde kein Tor zulassen», versprach Simunic, der sich mit einem Sieg am (morgigen) Mittwoch selbst ein Geschenk zu seinem 26. Geburtstag machen will. Zwar würden keine Wetten laufen, aber für die Kroaten sei die Partie gegen Deutschland schon ein ganz besonderes Spiel. «Das Heimatgefühl ist stark ausgeprägt», betonte der Berliner Niko Kovac. In der EM-Qualifikation haben die Kroaten Belgien immerhin mit 4:0 nach Hause geschickt, inzwischen drängen weitere Typen wie Werder-Torjäger Ivan Klasnic (24) neu ins Team.

Einmal übrigens hat sich auch Bobic, der viele Verwandte und Bekannte (Mutter und Vater haben zusammen neun Geschwister) in Kroatien hat und bei der Ankunft der Nationalmannschaft am Dienstag in Split viele vetraute Gesichter sah, bereits mit dem kroatischen Nationalteam gemessen. Bei der EM 1996 in England gelang im Viertelfinale ein 2:1-Sieg. Der Ausgang ist bekannt: Deutschland wurde Europameister.