Klassische Konsolen Klassische Konsolen: Der Atari 2600 fand als erster den Weg ins Wohnzimmer

Frankfurt/Main/dpa. - Ein schwarzer Kasten mit Holz-Applikation stand da im Wohnzimmer,erinnert sich Redakteur Florian Brich von der Zeitschrift «GamePro»in München. «Das hatte den Charme eines Brotkastens.» Dunkel musstedas Holz sein, damit das «Video Computer System» - dafür steht VCS -auch im Wohnzimmer Eiche rustikal nicht allzu befremdlich wirkte.
Bereits 1977 hatte der Spielekasten in den USA Premiere - inDeutschland sollten weitere vier Jahre vergehen, bis dieSpielleidenschaft im Wohnzimmer Einzug halten konnte. «Da fielendlich der verruchte Geschmack der Spielhallen von den Games weg»,sagt Koop. Und nicht nur Kinder und Jugendliche waren kaum noch vonJoystick und Fernseher loszureißen: «Das war wahres "familyentertainment". Sogar die Eltern haben mitgespielt», schwärmt Koop.
«Pac Man» war das Spiel, das die Karriere der VCS anschob: Einekreisrunde Figur - angeblich einer Pizza nachempfunden, aus der schondas erste Stück gegessen war - fraß sich durch ein Labyrinth. AuchKlassiker wie «Space Invaders», «Defender» und «Asteroid» haben aufder Konsole ihre Anfänge gehabt.
Die Urmutter aller Computerspiele, das Balkentennis-Spiel «Pong»,war im Gegensatz zu Ataris Möglichkeiten ein statisches Spiel. Auchdie Steuerung über einen Joystick sei neu gewesen, so Koop. Einklobiger Spielhebel mit einer «Fire»-Taste - das war alles bei Atari.«Aber der war so robust, dass auch Kinder damit spielen konnten.» Manhabe ihn auch mal vor Wut an die Wand werfen können.
Konkurrenz hatte das System mit der Speicherkapazität von 32Megabyte nur wenig - so viel braucht heute allein ein Maustreiber:«Es gab ein System von Grundig sowie das Intellivision, das unter demCodenamen "Adam" sogar zum Heim-PC aufgerüstet werden konnte»,erläutert Brich. Doch beides führte eher ein Schattendasein neben demAtari in seinen verschiedenen Modellen. Die erste ernst zu nehmendeAlternative kam mit dem Commodore 64, der die Atari-Konsoleschließlich in Bedrängnis brachte. «Populär machte den C64, dass sichdie Spiele kopieren ließen», sagt Brich. Hinzu kam, dass es gegenEnde der Atari-Ära an reizvollen Spielen für die Konsole mangelte.
Dennoch war das System der Atari-Spiele schon damals einfach: «Manschob das Spiel in seiner Cartridge in die Konsole und legte denOn-Schalter um», beschreibt Brich. Es gab keine lästigenNachladezeiten, denn die Daten wurden sofort abgelesen. «Dennoch wardas eine luxuriöse Vergnügen: Ein Spiel hat rund 100 Mark gekostet,die Konsole zwischen 400 und 600», so Brich.
Der Atari VCS - 2600 hieß die Konsole erst, als 1982 in den USAdas Nachfolgemodell 5200 auf den Markt kam - ist zum Kultobjektgeworden. Die Spieler von einst können sich nur schwer von denSteinzeit-Konsolen trennen. «Meine steht gut verpackt aufdem Dachboden», sagt Koop. Vereinzelt lassen sich die Konsolen zumBeispiel im Internet ersteigern.
Für alle, die an den Geschicklichkeits- und Ballerspielen derersten Stunde hängen, bringt Atari im Herbst einen Joystick heraus,in den alle Spiele von einst integriert sind. «Das passt ja heutelocker auf einen Chip», erklärt Koop. Der Joystick hat, wie einst dieKonsole, einen Antennenanschluss, mit dem er einfach an den Fernsehergesteckt werden kann.