Kirch-Media Kirch-Media: Insolvenz ist nicht existenzbedrohend

Leipzig (dpa - Besonders unter Druck geraten die Organisatoren des Herren-Tennisturniers am Hamburger Rothenbaum. «Ich halte mich mitÄußerungen zurück», sagte Turnierdirektor Walter Knapper, «in einlaufendes Verfahren soll man nicht eingreifen.» Es müsse abgewartetwerden, was die Banken machen. «Wenn allerdings das Fernsehen nichtüberträgt, dann wird es sicher schon in diesem Jahr verteufeltschwer», sagte Knapper.
Kirch besitzt die Übertragungsrechte für das Turnier bis 2004. DerPay-TV-Sender Premiere World soll die Spiele live übertragen und dasDSF als Zweitverwerter Zusammenfassungen zeigen. Knapper betonte,dass der Deutsche Tennis-Bund (DTB) kein Vertragspartner von Kirchsei, sondern die Trans-World International (TWI) im Auftrag der inLondon sitzenden Masters-Turnier-Zentrale Tennis Properties Limited(TPL) den Fernsehvertrag mit der Kirch-Tochter Taurus Sportausgehandelt habe. «Wir stehen natürlich zur Zeit in ständigemKontakt», sagte Knapper.
Noch zwei Jahre läuft der mit 4,09 Millionen Euro pro Jahrdotierte Fernsehvertrag der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mit TaurusSport. Jeder der 16 Vereine erhält pro Saison etwa 204 000 Euro ausdem TV-Topf. Sollte Premiere als Sender ausfallen, wäre das für dieDEL jedoch nicht so gravierend. Die TV-Gelder machen nur drei Prozentdes Saisonetats der Clubs aus. DEL-Geschäftsführer Gernot Tripckeverwies darauf, dass Taurus Sport als einziger Profitbringer derKirchGruppe der Vertragspartner der DEL sei, «und Taurus hat seineZahlungsverpflichtungen bisher immer voll erfüllt. Sollte es Premierenicht mehr geben, muss Taurus eine Lösung finden, wie es seinenSendeverpflichtungen nachkommt».
Existenzbedrohlich ist der Antrag für die Basketball-Bundesliga(BBL) nach Ansicht von BBL-Geschäftsführer Otto Reintjes nicht. Ergeht davon aus, dass wie bisher allen finanziellen Verpflichtungennachgekommen wird. KirchSport als Nachfolger von Taurus Sport aus derKirchMedia GmbH garantiert der BBL bis 2005 einen siebenstelligenBetrag pro Saison für die halbstündige Sendung des Basketball-Magazins auf SAT.1 und die Live-Berichterstattung eines Topspiels imDSF am Sonntagnachmittag. «Das wäre sehr bitter, wenn die Erlösewegbrechen würden», sagte Reintjes. Die Vereine speisten ihre Etatsmit Anteilen von etwa fünf bis zwölf Prozent aus den Kirch-Zuwendungen, erklärte der BBL-Geschäftsführer.
Am wenigsten betroffen ist der Deutsche Handball-Bund (DHB), auchwenn vornehmlich das DSF die Auftritte der Nationalmannschaften undpro Woche das Top-Spiel der Männer-Bundesliga überträgt. Der DHB hatseinen Fernsehvertrag mit dem öffentlich-rechtlichen Sportrechte-Vermarkter SportA abgeschlossen, der seinerseits mit dem DSFverhandelt. «Auch wenn nicht das Kirch-Unternehmen, sondern dieSportrechte-Agentur SportA Vertragspartner des DHB ist, so könnte dieInsolvenz des Unternehmens doch Auswirkungen auf die Übertragung desHandball-Spiels der Woche im DSF haben», erklärte DHB-PräsidentUlrich Strombach.
Die Handball-Senderechte liegen seit Juli 1999 bei den Öffentlich-Rechtlichen Anstalten. Der Vertrag mit deren Sportrechte undMarketing Agentur GmbH SportA, einer hundertprozentigen Tochter vonARD und ZDF, wurde bis zum 30. Juni 2003 abgeschlossen und ist mitfast acht Millionen Euro dotiert. Für die Saison 2001/2002 stehenVertragspartner DHB Fernsehgelder in Höhe von 1,53 Millionen Euro zu.Die Männer-Bundesliga erhält davon für ihre 18 Clubs rund 70 Prozent.«Wir sind in der glücklichen Lage, dass die Fernsehgelder nicht dieHälfte der Vereinsetats ausmachen, sondern nur rund fünf Prozent»,sagte der Ligaausschussvorsitzende Heinz Jacobsen am Rande der DHB-Pokalendrunde der Männer in Hamburg.