Kinostart: 4. Juli Kinostart: 4. Juli: «Lilo & Stitch»

Hamburg/dpa. - Stitch spuckt, keift, beißt, ist dasErgebnis eines missratenen genetischen Experiments und hat anfangsals Namen nur die Labor-Nummer 626. Stitch ist enorm stark,intelligent und lernfähig. Er wurde in einer anderen Galaxie voneinem verrückten außerirdischen Wissenschaftler auf Zerstörungprogrammiert - das bringt nicht nur für ihn jede Menge Ärger mitsich.
Aber tief in seinem Inneren schlummert doch etwas Gutes. Und hierkommt die Botschaft des Films: der Traum von einer Familie.Geborgenheit findet das kleine fiese Monster ausgerechnet auf derErde - auf der hawaiischen Insel Kauai («Insel der Blumen») - undausgerechnet bei den Waisen Lilo und ihrer großen Schwester Nani (No-Angel-Sängerin Vanessa Petruo leiht Nani in der deutschen Versionihre Stimme). Die beiden sind alles andere als perfekt: Lilo hatkeine Freunde, weil sie den anderen Kindern gern mal eins auf dieknubbelige Nase gibt, wenn ihr etwas nicht passt. Nani scheitert ander Erziehung ihrer kleinen Schwester, verliert ihren Job und bekommtProbleme mit dem Jugendamt. Zu ihnen gesellt sich Stitch. Nachallerlei Turbulenzen sind die drei am Ende eine «kleine kaputteFamilie», die gut zu dem Außenseiter passt.
Vom Stil ist «Lilo & Stitch» eine Mischung aus «Krieg der Sterne»und «Dumbo», actionreiche Science Fiction mit witzigen, originellenAlien-Figuren auf der einen Seite und einer durchaus kitschigenGeschichte um Freundschaft, Liebe und Ausgestoßensein auf deranderen. Schon die großen Ohren von Stitch lassen Erinnerungen an denverstoßenen kleinen Elefanten Dumbo aufkommen. Diese Anmutungenkommen nicht von ungefähr. Regisseur Chris Sanders hat allein durchden äußeren «Anstrich» zum Altmeister Walt Disney (Bambi, 1942;Dumbo, 1941) zurück kehren wollen: Wassergefärbte Hintergründe maleneine Insel-Idylle, die Mischung aus handgezeichneten Animationen unddigitalen Zeichnungen sollen ein Gefühl von Nostalgie beim Zuschauerhervorrufen. Der Soundtrack mit Elvis-Presley-Songs tut ein übriges.Perfektes Marketing-Konzept: Mitte August ist der 25. Todestag desKing.
Sicher hat auch «Shrek», der Publikumsrenner 2001 aus dem Hausedes Walt-Disney-Dissidenten und jetzigen DreamWorks-Chef JeffreyKatzenberg, die Macher von «Lilo & Stitch» beeinflusst. Immerhin hatder respektlose Film um den grünen Oger, der die ihm auf die Nervengehenden Walt-Disney-Märchenfiguren aus seinem Reich verbannen will,in diesem Jahr den ersten Oscar für einen Animationsfilm bekommen.Wer wollte an solch einen Erfolg nicht anknüpfen? Deshalb ist «Lilo &Stitch» für einen Kinderfilm erstaunlich ironisch: Die Aliens sehendie Erde als geschütztes Wildreservat für gefährdete Moskitoarten,die primitive Humanoide als Futter nutzen; Lilo fotografiert amliebsten dickleibige, rotgebrannte Touristen; der Herr vom Jugendamtentpuppt sich als ehemaliger Geheimdienstler. Einige subtilereAnspielungen dürften den Produzenten Freude gemacht haben, amVerständnis der kleinen Zuschauer aber vermutlich vorbei gehen. DemKino-Spaß für die ganze Familie wird das aber keinen Abbruch tun.