1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Kinostart: 3. Januar: Kinostart: 3. Januar: «Momo»: Neuer Zeichentrickfilm aus Italien

Kinostart: 3. Januar Kinostart: 3. Januar: «Momo»: Neuer Zeichentrickfilm aus Italien

Von Claudia Wächter 30.12.2001, 19:31
Hahn und Eule, die Schildkröte Kassiopeia und
Hahn und Eule, die Schildkröte Kassiopeia und MfA

Rom/dpa. - «Momo, das kleine, schüchterne Mädchen, lebt von Freundschaft, istimmer sie selbst», beschreibt d'Alò seine Heldin. Momo muss dieGrauen Herren zur Strecke bringen, jene gierig Zigarre paffendenAnzugträger, die den Menschen ihre Zeit stehlen. Zusammen mit derSchildkröte Kassiopeia, die in die Zukunft blicken kann, gelangt Momoin das Reich des Meisters Horas. Der Hüter der Zeit bereitet dieKleine im Lumpenmantel auf ihre große Aufgabe vor. Doch als Momo zuden Menschen zurückkehrt, ist es fast schon zu spät; die groteskenGrauen Herren haben ihr Ziel so gut wie erreicht.

Die Parabel von der Zeit, die Kultautor Ende in einemverschlafenen Nest in der Nähe von Rom schrieb, erschien 1973 undwurde ein Welterfolg. Der «Momo-Stoff» scheint wie geschaffen für einfantastisches Zeichentrickabenteuer. Doch wer einen Disney-Streifenerhofft, der wird enttäuscht sein. Er suche vor allem im grafischenBereich Distanz zu seinem großen Konkurrenten, erklärt Regisseurd'Alò («Kater Zorbas»). Mit Disneys Realismus wolle und könne er sichnicht vergleichen. «Ich suche nach dem Einfachen, das was vielekindlich nennen», sagt der 48-Jährige. Konkret heißt das: nichtsBombastisches, kein Griff in die Computer-Trickkiste sondern klare,grell-bunte Farben, eher Minimalismus, der jedoch nicht zu Lasten derMagie oder Poesie geht.

Magische Momente mit Momo bei Meister Horas: Der alte,liebenswerte Professor weiht das mutige Mädchen in das Geheimnis derStundenblumen und der Zeit ein. Auf der Erde belügen und betrügenderweil die Grauen Herren selbst Momos Freunde, bringen sie dazu,ihre Zeit auf der «Zeitsparkasse» zu deponieren. Giggi, derStraßenkehrer Beppo, alle arbeiten nur noch wie besessen. Niemand hatmehr Zeit für den anderen. Gegensätze und Spannung, die d'Alògeschickt hervorhebt - nicht zuletzt auch mit Hilfe der Filmmusik vonGianna Nannini.

Düster und dunkel klingen die Songs der italienischen Rockröhre,wenn die Zeitdiebe ihr Unwesen treiben. Momo dagegen ist untermaltmit sanften, poetischen Tönen. Für den Filmsong «Aria» sang Giannaden deutschen Text von Xavier Naidoo. Eine Premiere und «gar nicht soeinfach», grinst die Frau mit der Reibeisenstimme. Erst habe sie denText auswendig gelernt und dann eine Woche nur noch deutsch gesungen.Probleme hatte sie vor allem mit der Aussprache, den Rachenlauten.«Vor allem das "ch" war fürchterlich», erinnert sich die 45-Jährige,schleudert demonstrativ die kehligen Laute in den Raum und - lacht.Die Arbeit habe ihr viel Spaß gemacht. «Vielleicht bin ich auch soeine romantische Kämpferin wie Momo.»

Erfolgsautor Ende, der im Sommer 1995 starb, war sich sicher:«Danach suchen wir letzten Endes nur: die Poesie ins Leben zuverweben, im Leben selbst die Poesie zu finden.»

Dieses Kunststück ist Enzo d'Alò mit seinem «Momo»-Film - eineitalienische Coproduktion mit dem Münchner Kirch-Unternehmen -gelungen. Enzo d'Alò, der als «Wiederentdecker des italienischenZeichentrickfilms» gilt, versteht es zu verzaubern und den ein oderanderen auch nachdenklich zu machen. Vermutlich werden zwar diejüngsten Kinobesucher nicht den tiefen Sinn, den Wert der Zeit in allihren Einzelheiten begreifen. Eines fühlen sie jedoch mit Sicherheit:wie wichtig Freunde sind.