Kindertagesstätte Pratau Kindertagesstätte Pratau: Viel Nachwuchs im «Storchennest»
Wittenberg/MZ. - Anlass für das Wiedersehenstreffen mit ehemaligen Erzieherinnen ist das 60. Jubiläum, das die Einrichtung am 16. Juni feiert. Weil es da viel Trubel gibt und nicht viel Zeit für gemütlichen Plausch ist, hatte die Leiterin Marion Merker, Renate Herloß, Esther Reichert und Lotte Raddatz schon vorab eingeladen.
Dass Lotte Raddatz gekommen ist, freut Ute Item besonders. Der 84-Jährigen fällt das Gehen doch schon etwas schwer. Sie lässt es sich dennoch nicht nehmen, die Einrichtung bis unters Dach zu inspizieren. Lotte Raddatz war die erste Kindergartenleiterin in Pratau. Mitten im Krieg ist der "Erntekindergarten" im Schulheim von der Gemeinde gegründet worden. Die Kinder mussten ja betreut werden, während die Mütter die Arbeit ihrer in den Krieg gezogenen Männer machten.
Das Erinnerungsvermögen von Frau Raddatz hat das Alter schon zu sehr getrübt, als dass sie noch Einzelheiten aus dieser Zeit erzählen könnte. "Dass sie im Winter Kohlen von zu Hause mitgebracht hat, damit es wenigstens etwas warm war in den Zimmern, und in einem Jahr auch ihren Weihnachtsbaum, um den Kindern eine Freude zu machen, das hat sie uns früher oft erzählt", so Ute Item. Lustig sei es auch immer gewesen, wenn Lotte Raddatz Klavier gespielt hat.
Ihr Piano stand in einem Gruppenraum des Kindergartens. 40 Jahre lang hat Frau Raddatz der Einrichtung die Treue gehalten. Als sie 1981 in Rente ging, zogen die Kinder gerade aus der baufälligen Holzbaracke zurück in das Schulheimgebäude. Etwa 60 Kinder besuchten im Gründungsjahr den Kindergarten. In den 80er Jahren wuchs ihre Zahl fast rasant. 1982 wurden Kindergarten und Krippe als separate Einrichtungen geführt.
Im Wendejahr hatte die Kinderzahl die Spitze erreicht. 60 waren es in der Krippe, 130 im Kindergarten, weshalb zwei Grupen ausgelagert werden mussten. 1991 wurden Krippe und Kindergarten zur Kindertagesstätte vereint, im Jahr darauf übergab Rentae Herloß die Leitung an Ute Item.
Mit dem Kindertagesstättenwerk fand die Einrichtung 1993 eine neuen Träger und 1994 ihren jetzigen Namen. Das "Storchennest" ist nun rappelvoll. Mit 82 Kindern, davon 24 unter drei Jahren, ist die Kapazitätsgrenze erreicht. Die Standards des Kinderbetreuungsgesetzes lassen keine weiteren Aufnahmen mehr zu, so dass es sogar eine Warteliste gibt. 13 Erzieherinnen, ein Hausmeister, regelmäßig unterstützt von Praktikantinnen kümmern sich um das Wohl der Pratauer Sprösslinge.
Musikalische Früherziehung und spielerischer Englisch-"Unterricht" geben der Einrichtung ein besonderes Profil. Im Übrigen ist das ganze Haus märchenhaft eingerichtet. Die Gruppenräume tragen Namen von Märchenfiguren, es gibt ein Wichtelstübchen, in dem die Kleinen malen und basteln, und oftmals backen sie auch als fleißige Heinzelmännchen Kuchen für so liebe Gäste wie z.B. "Tante Lotte". "Wir wollen den Kindern den Märchenschatz nahe bringen, erklärt Ute Item. Und dafür ist auch der Fernseher gedacht.
Das Einzige was darüber hinaus über den Bildschirm flimmert, sind Videoafnahmen von den vielfältige Aktivitäten der Kindertagesstätte.