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Kelten-Ausstellung Kelten-Ausstellung: Das Museum Hochdorf zeigt antikes Leben

Von Arno Schütze 05.05.2006, 08:16

Hochdorf/dpa. - Seine goldenen Hals- und Armreifen sowie die Repräsentationswaffen blendeten die einfachen Bauern. Auch sein beschlagener Wagen und der mit Löwenfiguren verzierte Bronzekessel sorgten für neidvolle Blicke. Da der Fürst all diese Dinge mit ins Grab nahm, sind sie noch heute gut erhalten im Keltenmuseum Hochdorf zu sehen.

Die Funde des einmalig gut erhaltenen Grabes machen Geschichte so erlebbar wie wenig andere Ausstellungshäuser. Bis auf die in einer Glaskiste liegenden Knochen des regionalen Keltenkönigs müssen Besucher zwar auf die - im Landesmuseum Stuttgart liegenden - Originalfunde weitgehend verzichten und mit Repliken Vorlieb nehmen. «Wir zeigen die Gegenstände dafür tupfengleich wie sie damals ausgesehen haben», sagt die Leiterin Simone Stork.

In dem Museum können Interessierte zudem viel über die Arbeit von Archäologen erfahren, die anhand von Knochen und Scherben oft mehr über antike Kulturen erfahren als durch reichen Goldschmuck. Zur Veranschaulichung hängt der Querschnitt einer modernen Mülltonne an der Wand - mit archäologischen Erläuterungen.

Nicht nur anhand von Schautafeln und Vitrinen erklären die Ausstellungsmacher die Kultur der Kelten. Sie haben auch keltische Schmiede- und Textilwerkstätten aufgebaut und im Freien ein mit Stroh gedecktes Gehöft errichtet. «Die Häuser wurden auf den Grundrissen der Gebäude aufgebaut, die hier in der Keltenzeit standen», erklärt Stork. In den Holzhäusern verdeutlichen roh gehauene Möbel, eine Feuerstelle und Webstühle den Alltag.

Der architektonisch eindrucksvolle Museumsbau lehnt sich mit seinem großen Metallbogen an die Form der Grabstätte an. Das wenige Schritte entfernte, 6 Meter hohe und 60 Meter breite Hügelgrab des Keltenfürsten von Hochdorf sieht zwar heute so aus wie in der Vorzeit. Vor seiner Öffnung 1978 war aber für ungeübte Augen auf dem Acker nichts zu erkennen. So entging das Grab einer Entdeckung und Plünderung. «Erst eine Archäologin des Landesdenkmalamtes bemerkte anhand der Steine an der Oberfläche, dass dort einmal ein Hügelgrab gewesen sein musste», erzählt Stork.

Die Archäologen nahmen sich den Grabhügel mit modernster Technik vor. Dabei fixierten sie ganze Erdblöcke des Funds mit Gips und gruben sie dann im Labor aus. «So konnten sie erhaltene Textilien und botanische Reste sichern», sagt Stork. Was die Forscher noch alles fanden, zeigt die nachgebaute Grabkammer. Unter mehreren Schichten aus Stein und Baumstämmen war sie verborgen. Dort lag der Leichnam in Goldschmuck und feinsten Gewändern auf einem metallenen Sofa. Um ihn herum Trinkhörner, Bronzeschalen und Waffen.

Wer wissen will, wie die Alltagsgegenstände in der Vorzeit hergestellt wurden, kann das im Museum selbst lernen. Eine Vielzahl von Kursen, etwa in der historischen Wollverarbeitung, in der Glasperlenherstellung oder im Bronzegießen werden angeboten.

Informationen: Öffnungszeiten: dienstags bis samstags von 9.30 bis 12.00 Uhr und von 13.30 bis 17.00 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen durchgehend von 10.00 bis 17.00 Uhr; Eintritt: 4 Euro für Erwachsene, 1,80 Euro ermäßigt, Familienticket für 8 Euro.