Kardinal Lehmann nach längerer Krankheit gestorben

Mainz - Kardinal Karl Lehmann, einer der beliebtesten Katholiken Deutschlands, ist tot. Der frühere Mainzer Bischof starb nach Angaben des Bistums am frühen Sonntagmorgen in Mainz. Er wurde 81 Jahre alt. Lehmann hatte seit September vergangenen Jahres mit den Folgen eines Schlaganfalls und einer Hirnblutung gekämpft. Nachdem der Gesundheitszustand monatelang stabil war, schwanden seine Kräfte zuletzt aber deutlich. Der frühere Bischof genoss weltweit Ansehen.
Lehmann war nach seinem Schlaganfall zunächst in einem Krankenhaus behandelt worden. Seit Dezember vergangenen Jahres wurde er schließlich in seinem Zuhause in Mainz versorgt. Nach Angaben seines Nachfolgers Peter Kohlgraf hatte er zuletzt selbst signalisiert, dass er sich „auf den Weg macht”. In einem Schreiben an Pfarrgemeinden und Mitarbeiter hatte Kohlgraf noch am vergangenen Montag zum Gebet für Lehmann aufgerufen.
Der gebürtige Sigmaringer war von 1983 bis 2016 rund 33 Jahre lang Bischof des Bistums Mainz, das sich auf Gebiete in Hessen und Rheinland-Pfalz erstreckt, dazu kommt die Exklave Wimpfen in Baden-Württemberg. Von 1987 bis 2008 leitete Lehmann die Deutsche Bischofskonferenz. Nachdem er 2011 zwei künstliche Kniegelenke erhalten hatte, bereitete ihm das Gehen Probleme.
Im Mai 2016 ging er mit 80 Jahren in den Ruhestand. Er hatte den Papst aus Altersgründen darum gebeten, seinen Dienst als Bischof zu beenden. Zu seinem Abschied kamen rund 1200 Menschen in den Mainzer Dom. Danach wollte Lehmann weiter in Theologie, Philosophie und Ökumene tätig sein. Im August 2017 trat Kohlgraf seine Nachfolge an - das war der letzte öffentlicher Auftritt von Lehmann.
Lehmann bezog in vielen Debatten klar Stellung - zum Beispiel mit seinem gemäßigt liberalen Kurs bei der Schwangeren-Konfliktberatung und bei wiederverheirateten geschiedenen Katholiken. Er setzte sich für ein Diakonenamt für Frauen ein. Während der Flüchtlingskrise warb er für Solidarität und Verständnis. Lehmann zeigte sich beunruhigt über die AfD und hielt sie aus christlicher Sicht nicht für wählbar. Für seine Verdienste um die Verständigung zwischen den christlichen Kirchen ehrte ihn die Evangelische Kirche in Deutschland 2016 als ersten katholischen Träger mit der Martin-Luther-Medaille.
Der Kardinal war auch Autor zahlreicher Bücher - und Ehrenmitglied des 1. FSV Mainz 05. Als Höhepunkt in seiner Zeit als Mainzer Bischof bezeichnete er in einem Interview den Katholikentag 1998, aber auch große Jubiläen wie 1000 Jahre Mainzer Dom. Tiefpunkte waren für ihn die Fälle von sexuellem Missbrauch, aber auch Auswirkungen der Limburger Affäre um den früheren Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst mit der Folge vieler Kirchenaustritte. (dpa)