Kanu-WM Kanu-WM: Freudentränen in Kanada
Dartmouth/München/dpa. - Neben dem im Kajak-Einer über 500 und 200 Meter erfolgreichen deutschen RekordchampionRauhe waren auch Max Hoff im Kajak-Einer über 1000 Meter, derCanadier-Zweier Tomasz Wylenzek/Erik Leue über 1000 Meter, RobertNuck/Stefan Holtz im Canadier-Zweier über 500 Meter zu schnell fürdie Konkurrenz. Im Sprint holte sich die viermalige OlympiasiegerinKatrin Wagner-Augustin den Sieg mit ihrem Kajak-Vierer und zumAbschluss noch mit der 4x200-Meter-Staffel. Achtmal Silber unddreimal Bronze gingen bei der goldenen Bilanz fast unter.
«Das ist über unseren Erwartungen. Ein super Ergebnis. Ich bineinfach nur glücklich», sagte Chef-Bundestrainer Reiner Kießler, demes reichlich egal war, dass das Rekordergebnis von Zagreb 2005 (10malGold) nicht erreicht wurde. Vor allem die Einer-Bilanz mit dreimalGold beeindruckte. «So gute Einer-Ergebnisse hatten wir seitEwigkeiten nicht mehr.» Nach Doppelgold binnen nur einer Stunde warder nun 13-malige Weltmeister Rauhe gerührt. «Mir laufen einfach nurdie Tränen», sagte der 27-Jährige, der auch noch die Kajak-Herren-Staffel zu Silber führte.
Zwölf Jahre nach ihrer ersten WM an selber Stelle holte sichWagner-Augustin neben den zwei goldenen Plaketten zudem noch Silberim Kajak-Einer über 500 Meter. Tags zuvor hatte ihr und dem Kajak-Vierer über 500 Meter nur die Winzigkeit von 4/1000 Sekunden zumeingeplanten Gold gefehlt, über fünf Sekunden dagegen dem enttäuschthinterher fahrenden Herren-Kajak-Vierer über 1000 Meter. «Aber aufder einen Seite entscheiden Tausendstelsekunden, auf der anderenSeite bremsen den Herren-Vierer Algen auf der Bahn - da ist dieFreude schon etwas getrübt», gestand Kießler. Doch der goldeneSonntag ließ den Ärger des Vortages vergessen.
Der Deutsche Kanu-Verband (DKV) behauptete seine führende Positionin der internationalen Spitze wieder einmal. «Der erste SchrittRichtung London ist geglückt», betonte DKV-Sportdirektor Jens Kahl.Für die Sommerspiele in drei Jahren steht aber durch das veränderteProgramm für Olympia hin zu Sprintentscheidungen noch viel Arbeit fürden Verband an. In Dartmouth ließ der DKV den Dauerrivalen Ungarn (6Gold, 4 Silber, 2 Bronze) hinter sich und zog bei den Staffeln auchnoch an Weißrussland (7, 0, 0) vorbei.
Vize-Weltmeister über 1000 Meter wurden der Canadier-Vierer derHerren, Franziska Weber (Potsdam) im Kajak-Einer sowie CarolinLeonhardt/Tina Dietze (Mannheim/Leipzig) im Kajak-Zweier. Bronze gingan Andreas Dittmers Nachfolger Sebastian Brendel (Potsdam) imCanadier-Einer über 1000 Meter. Über 500 Meter gab es Bronze für dieBerliner WM-Neulinge Marcus Groß/Hendrik Bertz. Silber ging im Kajak-Zweier über 500 Meter an Fanny Fischer/Nicole Reinhardt(Potsdam/Lampertheim). Im Sprint holten sich Fischer/Reinhardtebenfalls Silber, in der Staffel waren sie bei den Gold-Damen.Nuck/Holtz fuhren noch eine bronzene Medaille über 200 Meter undhatten «richtig Tränen in den Augen». Beste Sportler waren dieWeißrussen Wadsim Machnew/Raman Piatruschenka und die Ungarin KatalinKovacs mit je vier Titeln.
Mit Lob überschüttet wurde auch der Kölner Hoff, der erstmalsseit Lutz Liwowski 1999 wieder den WM-Titel in der Königsdisziplinüber 1000 Meter holte. «Für mich ist heute ein Traum in Erfüllunggegangen», sagte der erst vor zwei Jahren zum Rennsport gewechseltefrühere Wildwasser-Weltmeister. Noch länger lag der letzte Sieg imKajak-Einer über 500 Meter zurück. Der 53-fache deutsche MeisterRauhe beendete dann aber die seit 1985 dauernde Durststrecke - damalssiegte ein DDR-Kanute. «Ein perfektes Rennen. Ich bin jetzt einfachbaff und unglaublich glücklich», sagte der 27-jährige Rauhe, derwenig später im Sprint erneut zuschlug. Auch die Staffel führte erzum Erfolg.
Auf dem Zielfoto war für Kießler, Kahl & Co. nicht klar zuerkennen, dass der Damen-Vierer wirklich nur auf Platz zwei hinterUngarn eingefahren war. «Bei der Leichtathletik und im Schwimmen wirdin Hundertstel gemessen, bei uns über längere Strecken und einerungenaueren Startlinie gelten Tausendstel», kritisierte Kießler undmusste seine Athletinnen trösten, denn trotz der vielen Erfolge warenauch ein paar Tränchen der Enttäuschung geflossen.
