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Jugendmigrationsdienst Wittenberg Jugendmigrationsdienst Wittenberg: Junge Flüchtlinge sollen integriert werden

Von Ute Otto 18.10.2015, 10:12
Ausländer und Einheimische kamen sich beim Begegnungsfest bei der Arbeiterwohlfahrt in Wittenberg näher.
Ausländer und Einheimische kamen sich beim Begegnungsfest bei der Arbeiterwohlfahrt in Wittenberg näher. Alexander Baumbach Lizenz

Wittenberg - Ein Fußballtor - das wäre toll! Viele Mädchen und Jungen, die den Jugendklub der Arbeiterwohlfahrt in Wittenberg besuchen, wünschen sich das.

Seit 14 Jahren sammelt der Verein „Wir helfen“ Spenden für benachteiligte Kinder und Jugendliche, die in der Region leben. Mehr als 1,2 Millionen Euro sind seitdem zusammengekommen und verteilt worden an Hunderte Einrichtungen und Projekte. Das aktuelle Jahresmotto heißt „Ich bin dabei - wir helfen, weil Ausgrenzung weh tut“. Der Verein unterstützt Einrichtungen, damit alle Kinder und Jugendlichen integriert werden, Chancen bekommen und niemand an den Rand der Gesellschaft gedrückt wird.

Ebenso wie die ausländischen Kinder und Jugendlichen, die im gleichen Haus vom Jugendmigrationsdienst oder von der Flüchtlingsberatungsstelle betreut werden. Und die Erfüllung dieses Wunsches rückt näher: Der Verein „Wir helfen“ hat 2.000 Euro gespendet. Mit einem Teil des Geldes ist jüngst ein „Fest der Begegnung“ gefeiert worden, vom Rest soll das Projekt Fußballtor in Angriff genommen werden.

„Uns ist es wichtig, die jungen Flüchtlinge, die jetzt zu uns kommen, sich nicht selbst zu überlassen, sondern sie zu integrieren“, sagt Doreen Hummel, die Chefin vom Jugendmigrationsdienst (JMD) der Arbeiterwohlfahrt in Wittenberg. Gemeinsam mit Irina Nikolaev betreut sie Neuankömmlinge im Alter von zwölf bis 26 Jahren. Ihr Terminkalender ist enger geworden in den letzten Monaten. „Wir haben deutlich mehr Zulauf“, sagt Hummel.

Langfristige Begleitung

„Es kann losgehen, sobald eine Aufenthaltserlaubnis vorliegt. Wir bieten nicht nur punktuelle Beratung, sondern begleiten die jungen Menschen langfristig bei ihrer Berufs- und Lebenswegeplanung“, erklärt die Mitarbeiterin der Arbeiterwohlfahrt.

Nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ werde für jeden Klienten ein Integrationsförderplan erarbeitet, insbesondere für den Übergang von der Schule in den Beruf. „Es werden Ziele gesteckt und Punkt für Punkt abgearbeitet“, sagt Hummel. Das größte Problem, berichtet sie, seien angemessene Sprachangebote. „Die Klienten, die hier ein Studium aufnehmen oder fortsetzen möchten, brauchen mehr als der allgemeine Integrationskurs bietet. Aber auch so etwas haben wir schon geschafft.“

Junge Ausländer sind motiviert

Die jungen Ausländer, die allesamt freiwillig zum JMD kommen, seien motiviert. Weil aber Pläne wegen vieler bürokratischer Hürden nicht gleich umsetzbar sind, machten ihnen Ungeduld und Langeweile häufig zu schaffen. „Wir verweisen schon auf den Deutschunterricht, den Ehrenamtliche geben, und auf sportliche Angebote in Vereinen“, erzählt Hummel. „Vor allem die Syrer sind ganz fußballverrückt.“ Das Fußballtor sei da ein Segen, auf dem Gelände ist genügend Platz zum Bolzen. An Mitspielern wird es nicht mangeln: Die Wittenberger Kinder aus dem Wohngebiet, die den Jugendklub besuchen, freuen sich auf das gemeinsame Spielen. Auch beim „Fest der Begegnung“ sind sich viele von ihnen näher gekommen.

Fremde Kulturen kennenlernen

Der 25-Jährige Ahmad Alsyadah, seit fünf Monaten in Wittenberg, spielt bereits Fußball in einem Verein. Und er hat in der 19-jährigen Maria Schiewitz schon eine Schlachtenbummlerin gefunden, die ihn zu Spielen begleitet. Kennengelernt haben sich die beiden im Sommer während einer Fahrt vom Internationalen Bund und dem JMD im Hochseilgarten Frankfurt/Oder. Die Teilnahme von neun jungen Zuwanderern und Flüchtlingen aus Syrien, Bulgarien und Russland war durch eine 1.000-Euro-Spende von „Wir helfen“ möglich geworden. „Erlebnispädagogik zwischen Himmel und Erde“ hieß das Ferien-Projekt. Beim Klettern und Balancieren war gegenseitige Hilfe gefragt. Es wurde miteinander kommuniziert, sich untereinander geholfen. „Ich hatte damit überhaupt kein Problem“, sagt Maria Schiewitz. „Wir haben fremde Kultur kennengelernt und Kontakt gefunden.“ Das sei für sie durchaus ein persönlicher Gewinn gewesen, betont die junge Wittenbergerin. „Es war alles anfangs fremd, und das Klettern war für uns das erste Mal“, sagt der Syrer Amar Ayach. Aber ihn und den anderen habe alles sehr erfreut und gut getan. (mz)