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«Jugend trainiert für Olympia» «Jugend trainiert für Olympia»: Freizeit-Leichtathletinnen stehlen «Profis» die Schau

Von ANDREAS RICHTER 23.06.2009, 14:26

JESSEN/MZ. - Die von ihnen betreuten Mädchen sicherten sich den Titel im Mehrkampf im Rahmen des Wettbewerbes "Jugend trainiert für Olympia" in Halle. Veronika Grätz, Liesbeth Seibicke, Luisa Kaufmann, Julia Schramm, Katharina Laskowski und Theresa Weiß sorgten dabei für ein Novum.

Denn sie seien, so berichtet Detlef Bär, eher "Laien-Leichtathletinnen". "In der Truppe sind Fußballerinnen, Handballerinnen und auch Tischtennisspielerinnen vertreten, die sich der Leichtathletik mehr am Rande und dies ausschließlich im Rahmen des Schulsports widmen. Mehr wird dafür gar nicht getan, es gibt nicht etwa eine Trainingsgruppe, die mehrmals wöchentlich zusammenkommt." Daher sei man mit gar nicht so großen Erwartungen zum Landesausscheid gereist. "Sicher, die Sechs sind durch ihre anderen Aktivitäten sportlich vorbelastet und das, was sie im Unterricht oder bei anderen Wettkämpfen zeigen, ist nicht schlecht", erinnern sich Kerstin Müller und Detlef Bär. Doch speziell beim Wettbewerb auf Landesebene wisse man, dass die Konkurrenz stark ist, da gerade die Sportschulen des Landes ihre Mannschaften entsenden. "Und gegen Sportschüler anzutreten bedeutet fast immer, keine allzu großen Chancen zu haben", betonen alle übereinstimmend.

Doch dies sollte diesmal anders aussehen. Die Jessenerinnen stahlen den Profis aus den zwei Eliteeinrichtungen Sachsen-Anhalts regelrecht die Schau. "Woran es lag, weiß ich nicht so genau", bekennt Bär, der sich sicher ist, dass die Gegnerinnen ernstzunehmende Konkurrentinnen waren ("die Sportschulen schicken schon allein des Images wegen nur die Besten"), vielleicht hätten sie nur einen schlechten Tag erwischt. Ein Grund des Erfolges der Elsterstädterinnen könnte aber nach Ansicht des Lehrers damit erklärt sein, dass aus Jessen eine im wahrsten Sinne des Wortes Mannschaft an den Start ging. "Wir haben keine herausragende Einzelathletin wie die Sportschulvertretungen. Unsere sechs Mädchen sind allesamt sehr flexibel, gleichen sich untereinander aus und überzeugen durch konstante Leistungen. Zudem stimmt die Chemie in der Truppe, was ebenso wichtig ist, um weit vorn zu landen."

In der so genannten Wertungsklasse IV gelang der Sprung auf das oberste Siegertreppchen. 50-Meter-Lauf, Weitsprung, Schlagballwerfen, 800-Meter-Lauf und die viermal 50-Meter-Staffel umfassten den Mehrkampfwettbewerb. Detlef Bär findet es nur ein wenig schade, dass für die jungen Damen kein weiterer Wettbewerb mehr auf dem Programm steht. "In der WK IV gibt es bei Jugend trainiert für Olympia keinen offiziellen Bundesausscheid, was ich persönlich sehr schade finde. Denn so ein deutschlandweiter Vergleich wäre sicher sehr interessant."

Trotzdem werden die Landesmeisterinnen für den Erfolg belohnt. Die sechs Mädchen fahren im August zur Leichtathletik-Weltmeisterschaft nach Berlin. Worauf sich alle freuen, denn nicht aller Tage hat man die Gelegenheit, so ein Ereignis in Form eines mehrtägigen Camps hautnah mitzuerleben. Und in der Bundeshauptstadt wird es dann doch noch zu einem kleinen Kräftemessen kommen, verrät Detlef Bär. "Die jeweils besten WK IV-Teams aller Bundesländer tragen einen Wettkampf aus. Da wird zwar kein Deutscher Meister ermittelt, aber wir haben wieder die Gelegenheit, es möglicherweise erneut allen zu zeigen."