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Jubiläum Jubiläum: «World-Cup»-Willi Schulz wird 70

Von Christoph Grimmer 03.10.2008, 15:28

Hamburg/dpa. - «Er hat Ahnung von Fußball und sagt die Wahrheit -auch wenn manche das nicht gerne hören», sagt sein langjährigerWeggefährte Uwe Seeler. Schulz selbst sieht seine Position imKontrollgremium als Auftrag: «Hätte ich damals nicht auf dieEntlassung von Thomas Doll gedrängt, wären wir heute in der ZweitenLiga», sagt Schulz, der an diesem Samstag seinen 70. Geburtstagfeiert.

«Ich habe dann Huub Stevens empfohlen, der uns vom 18. auf den 4.Platz führte.» In Stevens-Nachfolger Martin Jol setzt Schulz großeHoffnungen: «Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Insofernwollen wir wieder mindestens Vierter werden.» Titel blieben Schulz inder eigenen Karriere verwehrt. «Das Schönste ist, dass ich nach 14Jahren Profi-Fußball gesund rausgekommen bin», sagte der frühereVerteidiger, den die WM-Finalniederlage 1966 gegen England am meistenschmerzte: «Vor 100 000 Zuschauern und 500 Millionen am Fernseherwillst Du gewinnen, ganz klar.»

Auf den Schiedsrichter-Assistenten Tofiq Bahramow ausAserbaidschan, der den Engländern das Wembley-Tor zuschrieb, istSchulz nicht gut zu sprechen: «Klare Fehlentscheidung. Aber wir warencharakterfest und sagten uns: Ein guter Zweiter ist besser als einschlechter Erster.» Aus seiner sportlichen Zeit hat Schulz einigeFreundschaften mitgenommen. «Mit den Kremers-Zwillingen und RolfRüssmann gehe ich öfters Golf spielen», sagt der Unternehmer mitHandicap 11,6. «Mit unseren Frauen gehen wir manchmal gemeinsamEssen», verrät Seeler, zu dem Schulz eine enge Verbindung hegt.

Seeler schätzt «World-Cup-Willi» in allen Belangen: «Auf dem Platzhat er hinten für Ordnung gesorgt und ich hab's vorne versucht. Ichbewundere, wie er nach der Karriere beruflich seinen Weg gegangenist. Im Leben ist er, wie er früher auch auf dem Feld war: fleißig»,sagt Seeler anerkennend. «Insofern wünsche ich ihm zum Geburtstag nurGesundheit - alles andere hat er sich selbst erarbeitet.» Schulz, dermit Versicherungen, Spielautomaten, Kneipen und Immobilien ausgesorgthat, denkt nicht an Ruhestand: «Ich muss so viel arbeiten, weil icheine teure Familie habe», scherzt der 66-fache Nationalspieler.

Eine große Geburtstags-Sause wird es nicht geben: «Ich feiere sounauffällig wie möglich.» Derzeit weilt er auf einer Kreuzfahrt mitder MS Europa. «Ich bin Stammkunde. Seit 1974 bin ich einmal im Jahrdabei.» Ob er zum Bundesliga-Topspiel gegen seinen Ex-Club Schalke 04am 19. Oktober wieder zurück sei? «Sicherlich. Den Urlaub habe ich jaso gelegt.» Stolz ist er, «für die beiden großen deutschen ClubsSchalke und Hamburg gespielt zu haben», für die er zwischen 1963 und1973 insgesamt 263 Bundesliga-Spiele bestritt. Ist Bayern Münchendenn kein großer Verein? «Als Westfale steht man eher zu kühlenHanseaten», lautet seine Antwort.