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Jubiläum Jubiläum: 400-m-Weltrekordlerin Marita Koch wird 50

Von Karsten Lehmann 18.02.2007, 19:50

Rostock/dpa. - Am 18. Februar feiert die 16-malige Weltrekordlerin mit rund 60 Freunden und Verwandten ihren 50. Geburtstag. Alle Trophäen hat sie im heimischen Keller verstaut. «Das ist alles gut sortiert. Ich habe sogar vor ein paar Jahren die zerknautschten Schuhkartons gegen drei schöne bunte Pappschachteln ausgetauscht», bemerkt die Olympiasiegerin von 1980 in Moskau mit ihrem spitzbübischen Lächeln und fügt bescheiden an: «Ich muss mir das nicht unentwegt anschauen. Die Erinnerungen sind mir viel wichtiger.»

Genau erinnern kann sich die gebürtige Wismarerin an ihren Weltrekord-Lauf über 400 Meter. «Ich bin mit hohen Erwartungen nach Australien gefahren und hatte mich speziell auf dieses Meeting vorbereitet. Am Wettkampftag ist mir dann schlecht geworden. Ich hatte Angst vor mir selbst aufgebaut. Denn ich wusste, so gut werde ich wohl nie wieder sein.»

Kochs Fabelzeit wird indes immer wieder mit Doping in Verbindung gebracht, allerdings konnte ihr bei Kontrollen nie ein Fehlverhalten nachgewiesen werden. «Ich habe nicht wissentlich gedopt oder etwas genommen, was damals auf der Dopingliste stand. Ich habe mir aber im Jahr 2000 eine aktuelle Dopingliste angeschaut, da standen beispielsweise Vitamine drauf. Ich kann nicht ausschließen, dass wir das zwischenzeitlich gemacht haben», sagt Koch. Über diese Aussage kann der Heidelberger Doping-Jäger Professor Werner Franke nur den Kopf schütteln. «Vitamine standen und stehen nicht auf der Dopingliste», sagt Franke.

Koch führt ihre Leistungen auf die Trainingsmethoden zurück. «Mein Mann Wolfgang und ich haben die 400 Meter immer als Sprintstrecke gesehen. So haben wir auch das Training aufgebaut», sagt die dreimalige Weltsportlerin des Jahres, die teilweise sechs Trainingswochen lang bei jeder Übung einen Trabant-Autoreifen hinter sich herziehen musste. «Das hat auf der Aschenbahn ganz schön Staub aufgewirbelt. Handballer und Fußballer haben uns damals für verrückt erklärt.»

Dass ihr Weltrekord für die Ewigkeit ist, daran glaubt Koch nicht. «Irgendwann ist jeder fällig», meint sie. Eine legitime Nachfolgerin aus dem eigenen Land sieht sie momentan aber nicht. «Allgemein sieht es im Sprint in Deutschland nicht gut aus», betont Koch, die jedoch der Amerikanerin Sanya Richards einiges zutraut: «Sie hat sich das ganz fest vorgenommen, meinen Rekord zu brechen. Das hat sie mir selbst erzählt.» Momentan steht die Bestzeit von Richards bei 48,70 Sekunden. Das sind noch 1,1 Sekunden bis zum Weltrekord - eine Ewigkeit auf 400 Metern.

Nach der Wende eröffnete Koch zusammen mit ihrem Ehemann Wolfgang Meier ein Sportgeschäft in der Rostocker Innenstadt. Seit dem Jahr 2000 betreiben beide zudem noch ein Modehaus in der Hansestadt. «Man muss heute doppelt so viel rudern, um halb so schnell voranzukommen», meint Geschäftsfrau Koch, deren Tochter Ulrike drei Tage vor Mutters Jubiläum 18 Jahre als wird.

Konkrete Wünsche für ihren Geburtstag, den sie in der Nähe Rostocks feiert, hat Marita Koch nicht: «Eine schöne Reise nach Neuseeland oder Australien wäre toll. 1985 haben wir von Australien nicht so viel mitbekommen. Da gibt es außer der Laufbahn in Canberra sicherlich noch viel zu entdecken.»