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Jörg Stübner Jörg Stübner: Platinis Wachhund vor Neustart in Sangerhausen

Von Gottfried Schalow 17.07.2003, 19:44
Keine Verwechslung möglich: Jörg Stübner sieht mit fast 38 Jahren immer noch so aus wie zu seinen besten Zeiten in Dresden. 
Keine Verwechslung möglich: Jörg Stübner sieht mit fast 38 Jahren immer noch so aus wie zu seinen besten Zeiten in Dresden.  Ackermann

Sangerhausen - Rank und schlank wie zu seinen besten Zeiten bei Dynamo Dresden, tauchte Jörg Stübner in Sangerhausen auf. "Der Jörg hat bei uns ein Probetraining gemacht und dabei einen guten Eindruck hinterlassen. Er kann uns mit seiner Erfahrung weiterhelfen. Auf lange Sicht planen wir mit ihm als Co-Trainer", freute sich Trainer Günter Dienemann über seinen prominenten Neuen, denn "Stübner hat immer noch einen guten Namen. Er kann für den Verein ein Image-Gewinn sein, vielleicht kommt wegen ihm der eine oder andere Zuschauer mehr."

Wunderdinge erwartet am Kyffhäuser niemand von Stübner. "Wir werden wegen ihm unsere Zielstellungen nicht ändern. Mit einem fünften Platz sind wir zufrieden." Auch Stübner gibt sich zurückhaltend: "Ich werde nächste Woche 38 Jahre alt. Klar, dass ich nicht mehr der Überflieger sein kann." Eine Oberschenkelverletzung hinderte ihn am Mittwoch beim Turnier in Wülknitz daran, selbst die Fußballschuhe anzuziehen, dafür versuchte er von der Bank aus, von Minute zu Minute temperamentvoller werdend, das Spiel zu ordnen.

Es werden die kleinen Schritte sein, die Stübner zurück ins Fußballerleben führen. "Ich will demnächst an drei Wochenenden in Leipzig meinen B-Schein machen und dann als Trainer arbeiten." Selbstverständlichkeiten eigentlich, von denen Jörg Stübner spricht, die aber für einen wie Stübner, der es für die DDR auf 47 Länderspiele brachte, lange Zeit keine Selbstverständlichkeit waren. Bei Post Halle erlernte er das Fußball-Abc bei Horst Mappes, schon als Zwölfjähriger wurde er zu Dynamo Dresden delegiert. Mit 18 Jahren und fünf Monaten machte er sein erstes Länderspiel, das beste dann sicher 1986 gegen Frankreich, wo er Weltstar Michel Platini völlig abmeldete.

Andere aus dieser Dresdner Generation wie Ulf Kirsten oder Matthias Sammer sind durch den Fußball zu Millionären geworden. Stübner jedoch machte ganze fünf Bundesligaspiele, fiel in ein tiefes Loch, lebte teilweise von Sozialhilfe. Selbst Eduard Geyer konnte ihm bei Sachsen Leipzig nicht helfen.

"Ich will über Vergangenes nicht mehr sprechen, ich habe in Sangerhausen die Chance, einen neuen Anlauf zu starten. Die will ich nutzen", sagt Stübner, laut Geburtsurkunde ein "Fußball-Opa", mit fast jugendlichem Elan. (mz)