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Italien Italien: Star-Schiedsrichter Collina stellt sich selbst vom Platz

Von Bernhard Krieger 29.08.2005, 12:48

Viareggio/dpa. - Viareggio - Nach der Verwarnung durch den italienischenFußballverband hat sich Pierluigi Collina jetzt selbst aus dem Spielgenommen. Italiens Star-Schiedsrichter erklärte am Montag seinenRücktritt und zog damit die Konsequenzen aus der Affäre um seinenWerbevertrag mit Opel, zugleich Trikotsponsor des AC Mailand. «Mirblieb nichts anderes übrig, als nach 28 Jahren zurückzutreten», sagteCollina mit bewegter Stimme. Nicht die vom Verband ausgesprocheneVerbannung in die zweite Liga, sondern die Anzweiflung seinerUnparteilichkeit habe ihn zum Rückzug gezwungen. «Wenn man einemSchiedsrichter nicht mehr vertraut, macht es keinen Sinn mehr», sagteder sechs Mal zum besten Schiedsrichter der Welt gewählte Collina.

Die glanzvolle Karriere des charismatischen Glatzkopfes nahm damitein unwürdiges Ende. «Am Ende haben wir alle verloren», sagte derMann aus Viareggio, dem der Abschied sichtlich schwer fiel. «Ich habein der letzten Nacht weniger geschlafen als vor dem WM-Finale»,berichtete der Familienvater, der von seiner Frau Gianna zu seinerwohl schwersten Pressekonferenz begleitet wurde. Das WM-Finale 2002zwischen Deutschland und Brasilien war einer der vielen Höhepunkteseiner einzigartigen Karriere. Die WM 2006 in Deutschland wurde ihmnun zum Verhängnis. Der dafür abgeschlossene Werbevertrag mit Opelbrachte Collina angeblich rund eine Million Euro und in eineausweglose Zwickmühle.

Dass man ausgerechnet Collina wegen eines gemeinsamenWerbepartners mit Milan den Verlust seiner geradezu legendärenUnparteilichkeit unterstellte, nannte Italiens Liga-Chef und Milan-Vize-Präsident Adriano Galliani «völlig absurd». In einer vonSchiebung, Wettbetrug, Vereins-Pleiten und Fan-Gewalt überschattetenLiga war doch gerade der Mann mit den stechenden Augen ein Garant fürsauberen Fußball. Dennoch stellte ihm der Verband ein Ultimatum:Werben oder Pfeifen.

Collina löste den Opel-Vertrag trotzdem nicht. Den Vorwurf, dasser sich beim Schiedsrichterverband (AIA) den Opel-Vertrag nicht habegenehmigen lassen, wies er zurück. «Ich habe AIA-Chef Tulio Laneseinformiert und er hat mir gratuliert», berichtete Collina.Schriftliche Genehmigungen habe er sich auch in der Vergangenheit nieeingeholt. Und Verträge hat der zur Werbe-Ikone aufgestiegeneGlatzkopf schon zuhauf unterzeichnet. Der gelernte Finanzberater warbfür Uhren, Sportartikel, Tiefkühlkost und als Hobby-Model sogar fürModedesignerin Laura Biagiotti auf dem Laufsteg. Dafür kassierte derclevere Geschäftsmann mit rund 800 000 Euro im Jahr immer schon weitmehr als doppelt so viel wie er als Serie A- und Fifa-Schiedsrichterverdiente.

Collina, dem wegen einer Stoffwechselkrankheit im Alter von 24Jahren alle Haare ausfielen, war ein Star im italienischen Fußball.60 Prozent der Italienerinnen bezeichneten den charmanten und stetszurückhaltenden Collina in einer Umfrage sogar als «sexy». Sein inneun Sprachen aufgelegtes Buch «Meine Regeln des Spiels» wurde zurPflichtlektüre für Fußballfans.

Unzählige Fans, Spieler und Clubs sehen in Collina immer noch denidealen Schiedsrichter. Dass der Fußballverband ihm im Sommer miteiner eigens eingeführten «Lex Collina» trotz Erreichens derAltersgrenze von 45 Jahren noch eine Karriereverlängerung um eineSaison zugestanden hatte, stieß überall auf große Zustimmung. Gutmöglich, dass Fans, Spieler und Clubs versuchen werden, Collina zumRücktritt vom Rücktritt zu bewegen.

Italiens Star-Schiedsrichter erklärte am Montag seinen Rücktritt und zog damit die Konsequenzen aus der Affäre um seinen Werbevertrag mit Opel, zugleich Trikotsponsor des AC Mailand. (Foto: dpa)
Italiens Star-Schiedsrichter erklärte am Montag seinen Rücktritt und zog damit die Konsequenzen aus der Affäre um seinen Werbevertrag mit Opel, zugleich Trikotsponsor des AC Mailand. (Foto: dpa)
ANSA
Italiens Star-Schiedsrichter erklärte am Montag seinen Rücktritt und zog damit die Konsequenzen aus der Affäre um seinen Werbevertrag mit Opel, zugleich Trikotsponsor des AC Mailand. (Foto: dpa)
Italiens Star-Schiedsrichter erklärte am Montag seinen Rücktritt und zog damit die Konsequenzen aus der Affäre um seinen Werbevertrag mit Opel, zugleich Trikotsponsor des AC Mailand. (Foto: dpa)
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