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Italien Italien: «Fußball-Kojak» Pierluigi Collina wird 50

Von Bernhard Krieger 12.02.2010, 17:11
Der italienische Schiedsrichter Pierluigi Collina lächelt während des Halbfinals der Euro 2004 zwischen Griechenland und Tschechien in Porto, in Richtung des griechischen Spielers Panagiotis Fyssas. (FOTO: DPA)
Der italienische Schiedsrichter Pierluigi Collina lächelt während des Halbfinals der Euro 2004 zwischen Griechenland und Tschechien in Porto, in Richtung des griechischen Spielers Panagiotis Fyssas. (FOTO: DPA) epa

Rom/dpa. - Fünf Jahre nach dem Abschied des charismatischenGlatzkopfes von der großen Fußballbühne wünschen sich viele densechsmal zum besten Referee der Welt gewählten Bologneser immer nochzurück.

Mittlerweile tanzen jedoch nicht mehr die Spieler, sondern nurnoch die einstigen Kollegen nach seiner Pfeife. Seit 2007 ist erSchiedsrichterkoordinator der italienischen Ligen. Und dabei ist der«Fußball-Kojak» so kompromisslos wie eh und je - was nicht allengefällt: Wegen Morddrohungen musste Collina vor einem Jahr sogarunter Polizeischutz gestellt werden. Einschüchtern ließ er sichdennoch nicht. Sein Selbstbewusstsein, das ihn auf dem Platz soentscheidungssicher machte, ist ungebrochen.

Als erster und einziger Unparteiischer stieg Collina im Millionen-Business Fußball selbst zum Star auf. Große Unternehmen schmücktensich mit ihm und bescherten dem Schiedsrichter schon zu seineraktiven Zeit Jahreseinnahmen von mehr als 200 000 Euro. AlsFinanzberater und Absolvent der Wirtschaftsfakultät der UniversitätBologna wusste Collina seine Popularität immer schon zu versilbern,wofür er im Kollegenkreis auch Neid erntete: «Collina dreht ja fastschon mehr Werbespots als David Beckham», moserte einst derösterreichische Schiedsrichter Günter Benkö.

Andere Kollegen wie der deutsche Volker Roth lobten Collinadagegen für dessen unnachahmliche Regelauslegung. Standen die Regelnder Gerechtigkeit im Weg, setzte sich der Charakterkopf einfachdarüber hinweg: So ließ er 1997 zur Halbzeit im Spiel zwischen Foggiaund Bari einfach den Seitenwechsel ausfallen, weil Foggias Fans dengegnerischen Torhüter vor ihrer Kurve mit Wurfgeschossenbombardierten. Bei der Europameisterschaft 2000 zeigte er demTschechen Latal wegen Schiedsrichterbeleidigung die Rote Karte,obwohl der auf der Bank saß. Seine spontane Regelerweiterung istheute im Reglement verankert.

Collina pfiff stets unorthodox und kompromisslos. «Ich erschreckemanchmal selbst, wenn ich mich im Fernsehen sehe», sagte er einmal.Kein Wunder, dass viele Fußballer nicht nur Respekt, sondern geradezuAngst vor dem Charakterkopf hatten, dessen Glatze zum Markenzeichenwurde. Wegen einer Stoffwechselerkrankung waren Collina alle Haareausgefallen.

Auch hierzulande war Collina ein gern gesehener Schiri, obwohl erden Deutschen kein Glück brachte. Seine Karrierehöhepunkte wurden zubittere Stunden für den deutschen Fußball: 1999 leitete er dasChampions-League-Finale, das Bayern München durch zwei Tore in derNachspielzeit mit 1:2 gegen Manchester United verspielte. Und 2002pfiff er Deutschlands 0:2-Finalniederlage bei der WM in Japan undSüdkorea gegen Brasilien. Dort zeigte Collina jedoch auch seineherzliche Seite, als er den verzweifelten Oliver Kahn auf dem Platzumarmte und tröstete.