Interview Interview: «Veränderungen locken mich aus der Reserve»
Östersund/dpa. - Mit Platz zwei beim Weltcup-Auftakt in Östersund(Schweden) feierte die 32-Jährige über 15 Kilometer einen gelungenenSaisonauftakt. Im dpa-Interview spricht Kati Wilhelm über ihreKarriereplanung, zwei neue Trainer und ihre Motivation.
Wie sind Sie mit Ihrer Leistung im ersten Weltcup-Rennen zufrieden?
Kati Wilhelm: «Sehr! Es war schon mein Ziel auf das Podium zu laufen.Obwohl der Einzelwettkampf nicht unbedingt meine Lieblingsdisziplinist. Ich bin wieder da, wo ich sein will.»
Haben Sie im Training etwas verändert?
Wilhelm: «Sicherlich. Ich habe mir zwei neue Leute an die Seitegeholt. Einen Heimtrainer, den Andi Stitzl, der in Ruhpolding meinTraining absichert und einen Techniktrainer, den Norweger Odd Lirhus,mit dem ich viel trainiert habe. Ich denke, ich bin auch gut vorwärtsgekommen, mit den Sachen, die ich mir vorgenommen habe.»
Warum haben Sie neue Trainer verpflichtet?
Wilhelm: «Ich bin zwar mit 32 Jahren schon im reifenSportlerinnen-Alter, aber immer noch der Meinung, dass ich noch einpaar Reserven habe. Es ist bei mir so, dass ich ab und zu etwasverändern muss, um auch neue Motivation zu bekommen. Es ist eine neueHerausforderung, den Leuten zu zeigen, dass ich es noch kann und dasich noch etwas drauf habe. Veränderungen locken mich aus der Reserve.Es bringt halt einfach frischen Wind rein und das ist manchmal ganzgut.»
Warum ging diese Neuorientierung bei Ihnen so problemlos über dieBühne?
Wilhelm: «Weil ich mir das gut überlegt habe und mit meinen Trainern,dem Uwe Müssiggang und dem Gerald Hönig abgesprochen habe, damit dieauch Bescheid wussten. Sie kennen mich, als jemand der weiß, was ermacht. Und wenn er sich etwas überlegt hat, dass das auch Hand undFuß hat. Deswegen ist es auch von ihnen akzeptiert worden.»
Mit welchen Zielen gehen Sie in die Saison?
Wilhelm: «Die Ziele sind eigentlich ähnlich - nur dass ich sie imletzten Jahr nicht erreicht habe. Ich möchte im Gesamtweltcup wiedervorne dabei sein. Klar wollen wir bei der WM die Staffel-Goldmedaillegewinnen, aber ich möchte auch möglichst ein paar Einzelmedaillenmitnehmen.»
Dann kommt das Olympia-Jahr. Sind Sie dann noch am Start?
Wilhelm: «Das habe ich auf jeden Fall vor.»
Das wäre dann ihr zehnter Weltcup-Winter. Was kommt danach?
Wilhelm: «Ich plane erst einmal bis 2010. Da ist sind nun mal dieOlympischen Spiele. Danach orientiere ich mich neu. Sicherlich habeich dann das Alter, in dem man gut aufhören könnte. Mein Ziel ist es,erfolgreich aufzuhören und nicht die letzten Jahre nur sodahin zu dümpeln. Wenn Olympia richtig gut war, dann könnte man guteinfach aufhören. Als erstes muss ich mein Studium fertig machen.Dann möchte ich Familie haben und dann auch einen Job.»
Also sind Sie 2014 nicht mehr dabei?
Wilhelm: «Das kann ich definitiv sagen. Aktiv werde ich 2014 nichtmehr dabei sein.»
Wie oft färben Sie sich eigentlich die Haare?
Wilhelm: «Eigentlich nicht so oft. Viermal im Jahr, mehr schaffe ichnicht. Ansonsten muss mit einer Tönung nachgeholfen werden.»
Wie ist es denn dazu gekommen, dass die bunten Haare zu IhremMarkenzeichen geworden sind?
«Als ich zum Biathlon gekommen bin, habe ich mein Äußeres verändertmit einer Haarfarbe, das ist dann immer krasser geworden. MeinFriseur hat immer neue Ideen. Jetzt habe ich lila und dunkel und hellmit drin.»
Wann gibt es wieder eine Farbveränderung?
Wilhelm: «Die Farbe passt eigentlich sehr gut zu meiner Mentalität.Deshalb kann ich es mir nicht vorstellen irgendwann wieder eineandere Haarfarbe zu haben. Vielleicht wenn ich total im Mutterstreßbin und gar keine Zeit mehr habe, zum Friseur zu gehen. Abervielleicht muss ich mir gerade dann die Zeit nehmen zum Friseur zugehen, um die fünf Stunden entspannen zu können.»
Die Doping-Diskussion im Sport hat auch vor den Biathleten nicht haltgemacht. Wie gehen Sie damit um?
Wilhelm: «Es war nicht ganz einfach für uns, nach denVerdächtigungen, die im letzten Jahr auf uns eingeprasselt sind. Aberwir müssen uns nichts vorwerfen. Das haben wir auch überall gesagt.Aber es ist natürlich schwierig das beweisen zu müssen, währendandererseits einfach Verdächtigungen in die Öffentlichkeit gebrachtwerden dürfen, ohne das Beweise vorgelegt werden müssen. Das isttraurig und hat zwar nicht den Ruf versaut, aber es ist schonschwierig damit umgehen zu müssen. Was sollen die Leute zu Hause vordem Fernseher glauben? Es gibt ja genügend Leute, die jahrelanggesagt haben, sie sind sauber und dann doch gedopt haben. Dass sinddie Sachen, mit denen wir uns konfrontiert sehen.»