Internet Internet: Welche Daten werden beim Surfen im Web preisgegen?
Bonn/Leipzig/dpa. - Beim Öffnen einer Internetseite liefert der Browser eine Reihe von Informationen an den Betreiber der besuchten Website. Er verrät, welches Betriebssystem ein Surfer nutzt und welche Webseite er zuletzt besucht hat.
Internetzugangsanbieter wie AOL oder T-Online speichern zudem die Adressen von besuchten Seiten. Über die jedem Benutzer zugeordnete Internetprotokoll-, (IP)-Adresse, können die Spuren im Netz genau zugeordnet werden.
Darüber hinaus platzieren andere Unternehmen Cookies oder Spionageprogramme, die Aufschluss über das Surfverhalten geben, unbemerkt im Browser von Surfern. Manche Firmen sammeln auch Adressen und Telefonnummern von Usern, die im Internet bei Preisausschreiben mitmachen oder Waren bestellen. Vielen Internetnutzern ist gar nicht bewusst, wie viele persönlichen Daten sie beim Surfen preisgeben.
«Viele Internetnutzer sind etwas zu arglos im Umgang mit ihren Daten», sagt Peter Büttgen, Sprecher des Bundesdatenschutzschutzbeauftragten in Bonn. Datenschutz im Internet sei ein Problem, weil Informationen über Internetnutzer von vielen Seiten gesammelt, genutzt und weitergegeben werden können. Besonders auf Daten, die im Zusammenhang mit Gesundheit oder Finanzen stehen, sollte stärker geachtet werden.
«Es wäre wünschenswert, wenn Internet-Service-Provider eine Möglichkeit zum anonymen Surfen anbieten würden», meint Büttgen. Das ist zwar nicht üblich, es gibt aber Programme und Angebote, die helfen, das Internet zu nutzen, ohne Daten preiszugeben. Surfer können die Daten, die während ihrer Internetverbindung zu erkennen sind, unter www.anonym-surfen.com überprüfen. Wer unerkannt vor Datensammlern surfen will, benötigt einen Internet-Server, der Daten zwischenspeichert und anonymisiert. Mit einem Anonymisierungs-Proxyserver registrieren angesurfte Websites nur die Daten des Proxyservers, nicht aber die Identität des Nutzers.
Um weiter wirkungsvoll zu sein, sollte der Proxy keine Verbindungsdaten speichern. Unternehmen, aber auch die Polizei, können dann keine Informationen über Internetnutzer bekommen. Das heißt jedoch nicht, dass polizeilichen Ermittlungen der Boden entzogen wird: Denn bei begründetem Verdacht auf schwere Straftaten dürfen die Ordnungshüter Telefon- und Datenleitungen abhören.
Proxyserver sind unentbehrlich für das anonyme Surfen, sie stellen aber auch den größten Schwachpunkt dar. Wie der Proxy-Betreiber mit den Daten der Surfer umgeht, ist letztlich Vertrauenssache. Um dieses Problem zu lösen, wurde an der Technischen Universität Dresden vor vier Jahren «Jap» ins Leben gerufen: Bei diesem Projekt bilden mehrere Server eine Mix-Kaskade.
An einzelnen Proxyservern, die einen Teil der Kaskade bilden, können keine zuordenbaren Daten abgefischt werden. Die Proxybetreiber haben sich verpflichtet, keine Informationen untereinander auszutauschen. Bereits auf dem Rechner des Nutzers werden die Surf-Informationen durch die kostenlose Jap-Software verschlüsselt. Sie kann unter www.anon-online.de für Windows, Mac OS und Linux heruntergeladen werden.
«Welche Unternehmen Datenschutzrichtlinien einhalten und welche nicht, ist für den Benutzer nicht feststellbar», sagt Prof. Hannes Federrath, Leiter des Jap-Projekts und Inhaber des Lehrstuhls Management der Informationssicherheit an der Universität Regensburg. Außerdem habe jeder Mensch ein Recht auf private Bereiche, die für Außenstehende tabu sind. So, wie vor jedem WC eine Tür ist und jeder Brief in einem Umschlag steckt, sollte es auch im Internet Möglichkeiten geben, die Privatsphäre zu wahren. «Das Leben wird in Zukunft immer mehr im Netz stattfinden», sagt Federrath.
Anders als Jap bietet der Anonymisierungsdienst SaferSurf auch einen Proxyserver für Nutzer von Internet-Tauschbörsen wie Edonkey oder Kazaa an. «Weil wir keine Daten speichern, können die Surfer nicht identifiziert werden», sagt René Holzer, Geschäftsführer des in Leipzig ansässigen Unternehmens Nutzwerk, das den Service zur Verfügung stellt. Neben dem Dienst für Tauschbörsennutzer wird auch anonymes Surfen angeboten.
Der Anonymisierungsdienst unterhält weltweit rund 500 Proxy-Server, die Daten von etwa 35 000 Kunden verschlüsseln. SaferSurf kann ab sechs Euro im Monat gemietet werden und verspricht dafür eine Datenleitung, die die normale Surfgeschwindigkeit nicht verlangsamen soll. Zusätzlich wird auch Schutz vor Spam-Mails und Viren angeboten. Eine Hilfssoftware konfiguriert populäre Programme wie den Internet Explorer oder Kazaa so, dass diese ihre Daten über die bereitgestellten Proxy-Server von SaferSurf lenken.
Darüber hinaus gibt es Anbieter von Tarnkappensoftware, die sich mit Proxyservern in Verbindung setzen. Wie auch Jap verlangsamen diese Softwaretools die Surfgeschwindigkeit spürbar. «Anonym surfen pro» von Databecker (5 Euro) oder «Internet Anonym 7» von Steganos für 30 Euro sind Programme, die Anonymität versprechen.
Wer keine Lust hat, sich Software zu installieren oder einfach probehalber unerkannt surfen will, kann über den werbefinanzierten Anonymisierungsservice unter http://anonymouse.ws/ die Site anonym-surfen.com aufrufen. Er wird beim Ausführen des Tests feststellen, dass sein Browser merklich weniger Daten weitergibt.