Innere Wärme bei eisiger Morgen-Tour
Cobbelsdorf/MZ. - Wind, Wetter und Minus 15 Grad zum Trotz startet die Fastnachtsjugend pünktlich um Acht zum Zempern. An der Spitze des Zuges marschieren Torsten Glaß, Mario Rother und Nicolas Schrödter. Die drei diesjährigen Platzmeister haben nicht viel Schlaf abbekommen in der vorigen Nacht, fand doch am Freitag schon der erste Cobbelsdorfer Fastnachtsball statt. So zwischen zwei und drei Uhr seien sie ins Bett gekommen, bekennen die jungen Männer mit den Hüten beim morgendlichen Zug durchs Dorf. Eine gute Kondition ist zweifellos Voraussetzung für die Führungsposition, denn bis die fröhliche Schar an allen Türen des Ortes geklingelt und für die Fastnacht gesammelt hat, vergehen rund fünf Stunden; noch am selben Abend steht der nächste Ball ins Haus.
Aber einmal im Leben Platzmeister gewesen sein, ist quasi Pflicht für den männlichen Teil der Cobbelsdorfer Bevölkerung. Und so befinden sich unter den Mitstreitern am Morgen auch zahlreiche Männer, die diesen Posten schon einmal innehatten. Zu den Dienstältesten Fastnachtsfreunden zählen Folker Godau, André Pauli, Christian Hehne, Tobias Kappel und nicht zuletzt Matthias Gensicke, der schon seit zwölf Jahren unermüdlich bei der Jugendfastnacht seines Heimatortes mitmacht. "Aber nächstes Jahr ist Schluss", hat der 26-Jährige jetzt beschlossen. Dabei könnte er durchaus noch ein bisschen länger teilnehmen. Die Altersgrenze liegt bei 30 Jahren, es sei denn, die Junggesellen treten vorher vor den Traualtar. Denn mit der Heirat gehen die Männer der Jugendfastnacht unwiderruflich verloren.
Beim Zempern sind indes auch Damen mit von der Partie und selbst diejenigen sammeln mit, die Cobbelsdorf inzwischen aus beruflichen Gründen den Rücken gekehrt haben. Tobias Kappel lebt mittlerweile in München, aber für die tollen Tage in Cobbelsdorf nimmt er sich immer frei. Diesmal ist er zusammen mit Freundin Yvonne Bredenkötter angereist. In Nordrhein-Westfalen aufgewachsen, ist der jungen Frau närrisches Treiben nicht fremd. Das Zempern kennt sie aus ihrer Heimat allerdings nicht. Trotz der Kälte gefällt ihr die hiesige Tradition. "Es macht Spaß und man kann sich ja warm trinken", findet sie. Schließlich werden die Zemperer von den Cobbelsdorfern fast überall mit Hochprozentigem empfangen. "Brauner, Kräuter oder vielleicht Kirsch?", bietet Thomas Lärm seine Auswahl an. Jahrelang war der Cobbelsdorfer selbst dabei. Da sei es doch selbstverständlich, findet er, die Tradition jetzt zu unterstützen.
Musikalisch unterstützt wird das rhythmische Gejohle beim Zemperzug derweil wie in jedem Jahr vom Spielmannszug Blau-Weiß Roßlau. Das ist hartes Brot, denn Handschuhe kann Sandra Föse beim Querflöte spielen nun mal nicht gebrauchen. "Aber die Finger frieren noch nicht fest", schüttelt sie auf Nachfrage lachend den Kopf. Nach fünf Stunden Eiseskälte freuen sich aber auch die Musiker, als die Runde durchs Dorf geschafft ist.