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Hoffnung für Kummerow

16.07.2009, 22:15

Hamburg/dpa. - Der Krebs bahnt sich seinen Weg über den maroden Bootssteg, eine Spinne hängt träge im Netz, ein Wassertropfen nach dem anderen platscht in die Tonne und ein Schwan watschelt über das morastige Ufer des kleinen Sees.

Es ist ein sehr beschauliches Bild, das das kleine Städtchen Kummerow irgendwo in Osten der Republik bietet. Wäre da nicht Bürgermeister Oskar Kubiczek (Henry Hübchen), der das verlorene Nest gehörig aufmischt. Das gibt «Hoffnung für Kummerow», wie der Arte-Film an diesem Freitag (21 Uhr) heißt.

Der unermüdliche Optimist versucht mit allen Mitteln, Schwung in sein Kaff zu bringen. Weg mit der Lethargie, weg mit der Arbeitslosigkeit. Doch seine immer neuen Ideen und Projekte - von Freizeitpark und Golfplatz über die Wellnessfarm bis hin zum Werftmuseum - stoßen auf breite Ablehnung. Zu allem Überfluss hält auch seine Frau Irmgard (Dagmar Manzel) nicht zu ihm. Die gelernte Hebamme will wieder in den Job zurück und schreibt eine Bewerbung nach der anderen, bevorzugt in den Westen.

Da wird das Städtchen von einer Art Messias heimgesucht, der raschen Wohlstand durch den Aufbau einer Zulieferfabrik für Kajakfertigteile verspricht. Der Investor stehe vor der Tür, munkelt man. Ist es vielleicht das bayerische Radfahrerpärchen Anja (Anja Nejarri) und Thomas (Josef Wintgens), das seine Zelte am See aufschlägt? In Windeseile organisieren die Kummerower ein Stadtfest und das traditionelle Ruderrennen. Oder verbirgt sich der Investor hinter dem geheimnisvollen Fremden Alex (Marlon Kittel), der wegen einer Autopanne in Kummerow ausharrt?

Jan Ruzicka, 1959 in Leipzig geboren, hat ein Thema in die Hand genommen, das für einige Regionen im Osten Deutschlands typisch sein mag, aber gleichermaßen für viele andere strukturschwache Gebiete im Westen der Republik und in ganz Europa: die Erwerbslosigkeit und die Überalterung der Bevölkerung. Die Komödie um den Einzelkämpfer Oskar, der Jugendliche anfaucht, weil sie mit Bierflaschen auf das Loch im Müllcontainer zielen, ist leicht genug, um nicht wirklich deprimierend zu wirken. Die Menschen nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand und überwinden ihre Misere.

In den Hauptrollen treffen drei profilierte ostdeutsche Schauspieler aufeinander: Henry Hübchen (62), bekannt aus dem preisgekrönten Kinofilm «Alles auf Zucker» oder auch aus der ARD-Reihe «Commissario Laurenti», Dagmar Manzel (50), Trägerin des Deutschen Fernsehpreises 2006, die sich einem größeren Publikum in der Erwin-Strittmatter-Verfilmung «Der Laden» erschloss, und Uwe Kockisch (65), bekannt als ehemaliger «Commissario Brunetti» in der ARD. Mit Manzel spielte Kockisch in der Buch-Verfilmung «Die Nachrichten» zusammen: Sie, die versierte und elegante Redakteurin eines Nachrichtenmagazins, und er, der schmierige und raffinierte Ex-Stasi-Mann, genehmigten sich darin eine kleine Affäre.