Hochzeitstorte Hochzeitstorte: Marzipan als Symbol
Halle/MZ. - Liebe macht das Leben süß. Diese Verheißungwird am zentralen Festtag der Liebe durchdie Hochzeitstorte verkörpert. Süß im Geschmackmuss sie daher natürlich sein - aber das istlängst nicht die einzige Symbolik, die sichmit ihr verbindet. Schon den alten Römern galt Kuchen als unverzichtbarer Bestandteil der Trauzeremonie: Das darin enthaltene Getreidestand für Überfluss und Fruchtbarkeit. Heutewürde derart trockenes Hochzeitsgebäck abereher als schlechtes Omen gedeutet, und soist für die Magie nun eine andere Zutat zuständig:"Marzipan sollte in der Hochzeitstorte aufkeinen Fall fehlen", rät Julia Schay von derin Münster erscheinenden Zeitschrift "Braut& Bräutigam". Aus Zucker, Rosenöl und Mandelnbesteht die Marzipanmasse - und das versprichtgleich eine dreifache Wirkung: Glück, Liebeund Leidenschaft.
Das beste Rezept hilft allerdings wenig, wennsich die Brautleute der Torte nicht als würdigerweisen. So ist aus England der Brauch überliefert,mehrere Torten übereinander zu stapeln. Dannmusste das Hochzeitspaar versuchen, sich überdiesen Turm hinweg zu küssen. Stürzte er um,verschlechterte das die Prognose für den Kindersegen.Schließlich half die aus Frankreich eingeführteKuchenglasur, die Engländer vor dem Aussterbenzu bewahren: Die Torten wurden miteinanderverbunden und gewannen so an Stabilität.
Der Aberglaube hat im Laufe der Jahrhundertenoch weitere Blüten getrieben: So ist es nochheute üblich, zwei so genannte Orakelbohnenin die Torte einzubacken: eine gebrannte undeine ungebrannte. Der Gast, der die gebrannteBohne in seinem Kuchenstück findet, verlobtsich als Nächster, der andere bleibt solo.Geübte Tortendeuter können außerdem aus derArt und Weise des vom Brautpaar gemeinsamzu vollziehenden Anschnitts ihre Schlüsseziehen. Wessen Hand oben auf dem Messergriffzu liegen kommt, der hat der Legende nachspäter in der Ehe das Sagen.
Unabhängig davon sollten sich die Brautleutemit dem ersten Tortenstück gegenseitig füttern.Sie tun damit kund, dass sie in Zukunft füreinandersorgen und nicht immer die größte Portionfür sich selbst beanspruchen wollen. Währenddie Überlieferung in all diesen Punkten keineDiskussion duldet, bleibt der richtige Zeitpunktdes Tortenanschnitts jedoch Geschmackssache.Traditionell wird er bis Mitternacht aufgespart.Man kann die Torte aber ohne Einbußen am Eheglückauch als Dessert des Hochzeitsmenüs oder zurKaffeetafel reichen.
Während früher nachgebildete Brautpaareoder Hochzeitskutschen den kitschigen Standardbei der Tortendekoration bildeten, ist heuteFantasie gefragt. Konditor Kroppenberg vomBerliner "Adlon" berichtet von Auftraggebern,die auf Grund ihrer privaten Mythologie grüneFrösche als Schmuckobjekt wünschten, und esspringen schon einmal verzuckerte Delfineaus der Torte. "Die Ideen werden immer extravaganter",beobachtet Chefpattissier Häbe. Dass die Glasur exakt die Farbe des Hochzeitskleides trifft, ist dabei noch die leichteste Übung.
Auch die technische Entwicklung hat vor derHochzeitstorte nicht Halt gemacht. So hatsich Konditor Kroppenberg ein Computerprogrammangeschafft, mit dessen Hilfe er Fotos desHochzeitspaares scannen und dann mit Lebensmittelfarbewieder ausdrucken kann. Die zusätzlichen Kostenfür eine derart verzierte Torte belaufen sichauf rund 25 Euro - bei Grundpreisen von 130bis 535 Euro je nach Anzahl der Stockwerke.Etwas aufwändiger ist das Siebdruck-Verfahrenim Hotel "Adlon", das die Brautleute in dunklerund weißer Schokolade auferstehen lässt. <$7>Eshat aber auch einen Rückschritt gegeben: Sowerden Torten Heute werden die Tortengern in separaten Etagen ohne verbindendeGlasur aufgestellt. Das hat den Vorteil, dassunterschiedliche Geschmäcker bedient werdenkönnen.